Gedenken an einen Unbeugsamen

Gedenk- und Informationstafel für Werner Seelenbinder.  Foto: mr

Vor 80 Jahren wurde Werner Seelenbinder ermordet

Am 2. August vor 120 Jahren wurde der Ringer, Kommunist und Widerstandskämpfer Werner Seelenbinder geboren, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Arbeitersportler der Weimarer Republik. Er wurde sechsmal Deutscher Meister, belegte 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin den vierten Platz und gewann 1937 und 1938 jeweils die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften im Ringen. Die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen nutzte Seelenbinder, um für den kommunistischen Widerstand Kontakte ins Ausland zu knüpfen und verbotene Schriften zu schmuggeln. Anfang 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und vom Volksgerichtshof Potsdam wegen »organisierter Vorbereitung zum Hochverrat und landesverräterischer Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt. Nach 33 Monaten Haft und Folter wurde er am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Gedenken an einen Unbeugsamen weiterlesen

Die Folgen des Sparens

Von der Haushaltssperre des Senats sind die Bezirke massiv betroffen. Etwa zehn Prozent weniger Geld steht der Verwaltung zur Verfügung. Pikanterweise sind von den Einsparungsmaßnahmen auch Kinder, Jugend und Kultur betroffen. Gerade der Schulbereich war schon zur Coronazeit extrem gebeutelt. Schulschließungen waren an der Tagesordnung. Später wurde dies als Fehler erkannt. Die Folgewirkungen für Kinder und Jugendliche waren dramatisch.
Und nun wird wieder laut über Einsparungen in diesem Bereich geredet. Dazu gehört gehörig viel Mut und Ignoranz denjenigen gegenüber, die sich nicht wehren können. Und eines Tages wird mit Entsetzen über kriminelle Jugendliche berichtet, die möglicherweise bei extremen Gruppierungen mitmischen und gesellschaftlichen Schaden anrichten.
Um das zu verhindern, sollte dort kein Geld gespart werden. Die Rechnung des Sparens wird hoch.

Petra Roß

14 Jahre Kiez und Kneipe

Endlich wieder feiern

Es ist viel passiert seit der Gründung der Kiez und Kneipe Neukölln vor 14 Jahren im Jahr 2010.
Nach einem engagierten Start und gro­ßer Unterstützung der Neuköllner Wirtschaft in Form von Anzeigenschaltungen ist die Kiez und Kneipe heute das einzige Printmedium in Nordneukölln. Wir haben als Redaktion Höhen und Tiefen erlebt, litten wie alle anderen auch während der Coronazeit. Wir mussten jedoch nicht aufgeben.
Neue Arbeitsmethoden haben sich auch bei uns eingeschlichen. Vieles wird heute online erledigt, wir brauchen deshalb auch kein Büro mehr. Nur die Anlieferung der Zeitung stellte ein Problem dar. Da sprang der »Bierbaum3« in der Schillerpromenade ein, der nun die Zeitungen annimmt.
Es liegt nahe, dass wir unseren Geburtstag mit den Lesern und den Anzeigenkunden im »Bierbaum3« feiern.
Wir möchten uns am 16. November ab 18:30 Uhr bei den Anzeigenkunden und unseren Lesern, ohne die es uns nicht gäbe, herzlich bedanken.
Bei leckerem Essen und Musik der Gruppe »Funky Monkey« können gute Gespräche geführt und es darf getanzt werden.
Alle Leser, Unterstützer und Freunde der Kiez und Kneipe sind eingeladen. Mitzubringen ist gute Laune und die Freude, Menschen wiederzutreffen oder neu kennenzulernen.

ro

BVV macht klare Ansagen

Solidarität mit dem »Bajszel« und Ablehnung von Mittelkürzungen

Zwei Jahre hatte das Neuköllner Eisstadion geschlossen, nachdem der TÜV technische Mängel festgestellt hatte. Die Ungeduld unter den Eislauffans wurde immer größer, aber jetzt ist es endlich so weit: Im November können sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die gern Schlittschuh laufen, auf die Eröffnung freuen. Das geht aus der Antwort von Bezirksstadtrat Hannes Rehfeld auf die mündliche Anfrage der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 16. Oktober hervor. Inzwischen wurde auch die Prüfung durch den TÜV ohne Beanstandung abgeschlossen. Jetzt muss nur noch die Vereisung beendet werden.
Die BVV hat ihre Solidarität mit der Programmschänke »Bajszel« bekundet, die in den letzten Wochen mehrfach Opfer antisemitischer und antiisraelischer Übergriffe wurde. Darunter war ein Brandanschlag, bei dem Türschlösser verklebt und damit bewusst Tote in Kauf genommen wurden. BVV macht klare Ansagen weiterlesen

Die freiwilligen Retter von Rudow

120 Jahre ehrenamtlicher Einsatz rund um die Uhr!

Rudows Ortsgeschichte währt schon über 650 Jahre. Mit der Eingemeindung 1920 in die Großgemeinde Berlin verschwand viel historische Bausubstanz, doch der ursprüngliche Dorfgemeinschaftscharakter lebt weiter und so auch seine 1904 gegründete Freiwillige Feuerwehr. Sie untersteht der Berliner Berufsfeuerwehr, ist damit gleich gekleidet und ausgerüstet. Nach 1945 sollten alle im ehemaligen Westteil Berlins etablierten Freiwilligen Feuerwehren abgewickelt werden. Das wurde schnell gestoppt, da die Berufsfeuerwehr nicht allein alle an sie gestellten Anforderungen erfüllen konnte.


Am 10. November 2024 wird die FF Rudow 120 Jahre alt und ist damit hier vermutlich die älteste noch immer aktive freiwillige Bürgerwehr. Nicht selbstverständlich ist ihr Typ-A-Status, was einen eigenen Ausrückbereich und Wagenpark bedeutet. Sie agiert aber auch berlinweit und im Umland. Intern wurde schon gefeiert, sogar mit freundschaftlich verbundenen Kameraden aus Lippoldsberg (Wesertal), die extra mit einem Rettungswagen kamen. Erst das 125. Jubiläum wird wieder groß gefeiert. Die freiwilligen Retter von Rudow weiterlesen

Weser im Umbau

Bald längste Berliner Fahrradstraße

Der Umbau der Weserstraße zur künftig längsten Fahrradstraße in Berlin geht voran.
Am 23. Oktober ist der nächste Abschnitt durch den Staatssekretär für Mobilität und Verkehr, Johannes Wieczorek, sowie den Neuköllner Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Jochen Biedermann. eingeweiht worden. Die restlichen Arbeiten in diesem Bauabschnitt können vor­aussichtlich bis Ende November fertiggestellt werden.
Mit dem Abschluss der Bauarbeiten zwischen der Fuldastraße und der Innstraße wächst der fertige Teil auf nunmehr 1,5 Kilometer.
Im Rahmen des Umbaus der Weserstraße werden auch zahlreiche weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität im Weserkiez durchgeführt. Dazu gehören modale Sperren an der Elbestraße für weniger Durchgangsverkehr sowie die Vergrößerung von Baumscheiben und die Ergänzung fehlender Bäume. Der bisherige Radweg wird dem Gehweg zugeschlagen, so dass mehr Platz für Fußverkehr entsteht.
Mit dem kommenden Bauabschnitt wird die Fahrradstraße bis zum S-Bahnhof Sonnenallee verlängert. Bis 2027 soll die Straße dann auf einer Gesamtlänge von über zwei Kilometern den Bahnhof mit dem Hermannplatz verbinden.
Die Gesamtkosten in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro werden aus SIWANA-Mitteln sowie aus Mitteln des Städtebauförderprogramms »Lebendige Zentren und Quartiere« gefördert.

pm

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Montag, 3.11.1924
Rolltreppe auf dem Untergrundbahnhof Hermannplatz. Gelegentlich der Besichtigung der Londoner Verkehrseinrichtungen durch Berliner Verkehrsleute wurde den technischen Einrichtungen der Londoner Verkehrsgesellschaften besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu gehören auch die beweglichen Rolltreppen (Escalatoren), die von dem Direktor der Londoner Untergrundbahn und dem Leiter der Londoner »Otis«=Gesellschaft, der Erbauerin der Treppe, erläutert wurden. Die bewegliche Rolltreppe, die automatisch in die Tiefe fährt und wieder emporsteigt, kommt hauptsächlich für Untergrundbahn=Stationen in Betracht, die großen Personenverkehr aufweisen und bei denen bedeutende Höhendifferenzen in kurzer Zeit überwunden werden müssen. Die Station Hermannplatz der im Bau befindlichen südöstlichen Reststrecke der Nord=Süd=Bahn soll nun eine solche Rolltreppe, an die sich auch die Berliner schnell gewöhnen werden, erhalten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

125 Jahre Albrecht Dürer-Gymnasium

Eine traditionsreiche Schule feiert Geburtstag

Die Tanzgruppe in Aktion.   Foto: mr

Im Jahre 1899 wurde das Neuköllner Albrecht Dürer-Gymnasium als Oberrealschule gegründet.
An der Bildungseinrichtung, dessen Maskottchen Albrecht Dü­rers berühmtes Nashorn ist, wurden anfangs ausschließlich Jungen unterrichtet, die sich auf mathematisch-technische Berufe und ein naturwissenschaftliches Studium vorbereiteten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete sich die Schule auch für Mädchen. Heute lernen in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Emser Straße 133, das von Neuköllns erstem Stadtbaurat Reinhold Kiehl entworfen wurde, rund 700 Kinder und Jugendliche. 125 Jahre Albrecht Dürer-Gymnasium weiterlesen

Vibrierender Hörstuhl und heißer Kompost

Die Ausstellung »Stadt Natur Mensch« zeigt ganz neue Seiten von Kleingärten

An der Hermannstraße 186 gibt es ein neues Gebäude und viele haben sich schon gefragt, um was es sich dabei handelt. Darin befindet sich das neue Bundeszentrum der Kleingartenvereine Deutschlands. Das allein wäre noch keine große Nachricht. Aber dort gibt es auch eine neue Dauerausstellung mit dem Titel »Stadt Natur Mensch – Kleine Gärten, große Wirkung«.

Spannend auch für Schulklassen.      Foto: pm

Stadt und Natur, das ist für viele Menschen wohl ein Widerspruch. Dass es manchmal in der Stadt sehr viel wilder zugeht als auf dem Land, zeigt nicht zuletzt die Vielfalt der Insekten sehr eindrucksvoll. Warum sie sich in einer Stadt wie Berlin sehr viel wohler fühlen und welche Rolle Gärten dabei spielen, können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung »Stadt Natur Mensch« anschaulich, interaktiv und sehr lehrreich entdecken. Vibrierender Hörstuhl und heißer Kompost weiterlesen

Jugendbewegung

ALBA engagiert sich in der Gropiusstadt

ALBA Berlin hat in der Gropiusstadt einen neuen Jugendclub eröffnet und bietet kostenfreie Sport- und Bewegungs­möglichkeiten für Kinder und Jugendliche an.
Der Jugendclub Alba Gropiusstadt wird durch die ALBASpross gGmbH, dem freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe von ALBA getragen. Die offenen Sport- und Bewegungs­angebote des neuen Clubs richten sich an Kinder und Jugendliche von 12 bis 18 Jahren. Im Vordergrund stehen Bewegung und die positiven Auswirkungen von gemeinschaftlichem Sport und Spiel. Die Räumlichkeiten und Freiflächen des Clubs stehen kostenfrei zur Verfügung.
Philipp Hickethier, Leiter Bildung und Soziales bei ALBA: »Wir bringen Bewegung dahin, wo die Kinder schon sind. Der neue Jugendclub ist die logische Weiterentwicklung. Wir erweitern hierdurch unser Programm um offene Sport- und Bewegungs­angebote nach der Schule und schaffen einen Anlaufpunkt für alle Jugendlichen im Kiez. Kommt vorbei!« Jugendbewegung weiterlesen

Begegnen, beraten und teilen

Die Warthestraße hat ein neues nachbarschaftliches Zentrum

Während der Verkehr auf der Hermannstraße tobte, fand um die Ecke in der Warthestraße 73 eine Einweihungsveranstaltung statt. Am Nachmittag des 11. Oktober trafen Nachbarn aus dem Schillerkiez, aber insbesondere aus der Warthestraße zusammen, um das neue Stadtteilzentrum »Kiezbegegnung«, dessen Träger die »interkular gGmbh« ist, zu feiern.

Einweihung mit Ballons.      Foto: ro

Es gab internationale kulinarische Köstlichkeiten, Stände mit Kleidertausch, Food­sharing und Siebdruck. Zahlreiche Spielgeräte beschäftigten die Kinder zur Entlastung der Eltern. Eine gute Stimmung verführte die Menschen dazu, lange zu bleiben. Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, eröffnete unter Applaus der Gäste das Stadtteilzentrum. Begegnen, beraten und teilen weiterlesen

Wege zu Mehrweg

Weg mit dem Müll auf der Karl-Marx-Straße

Neukölln hat eine Zero-Waste-Beauftragte samt Team. Müll soll gar nicht erst entstehen oder im Kreislauf wieder zu Rohstoff werden. Bezirk, Senat und Beteiligungsgremium haben ein hehres Ziel – packen wir´s an.
Die Vorstellung von Zero-Waste-Strategien erfolgte Ende September vor dem Rathaus. Auf die Karl-Marx-Straße heruntergebrochen könnte man zum Beispiel, wie in der Müllerstraße mit einigem Erfolg praktiziert, die Verursacher von To-Go-Müll – also Imbisse, Bäckereien und andere direkt ansprechen. Diese sollten auf Mehrweggeschirr umsteigen und zunächst mindestens Abfallbehälter vor ihren Geschäften aufstellen.
Darüber hinaus braucht es eine Änderung des Verpackungsgesetzes zwecks verbindlicher Mehrwegverpflichtung für Anbieter mit Läden auch unter 80 Quadratmetern und wenigen Mitarbeitern. Wege zu Mehrweg weiterlesen

Cichetti, Kassetten, Kohlrabi und Currys

Übernahmen und Wiedereröffnungen in der Reuterkiezgastronomie

Das Bäumchen-wechsel-dich in der hiesigen Gastrolandschaft hat wieder an Dynamik zugelegt. Bock und Personal und Publikum sind noch da, zum Glück.
Experimenteller Musik und/oder belgischen Bieren zugewandte Menschen schätzen die »O Tannenbaum«-Bar des Musikers Pieter Kock, seit 2017 in der Hermannstraße ansässig. Bereits vor einem hal­ben Jahr wurden mit der Weserstraßen-Eckneipe Ecke Tellstraße – zuletzt war hier das »Zum Krokodil« – zusätzliche, größere Räumlichkeiten gefunden. Der Tresen ist gewohnt lang, der Raucherraum verraucht, die unordentliche Mischung aus Einrichtung und Gästen erzeugt einen kreativ-chaotischen Schmelztiegelvibe.

O Tannenbaum. Foto: hlb

Gleich am Eingang bietet mitunter der »Zapa«-Pop-up-Plattenladen rare Vinyle und Musikkassetten(!) abseits des Mainstreams feil und DJs legen Überraschendes auf. Die »Schanki« (»Schankwirtschaft_O_Tannenbaum«) lässt mit Bier, Snacks und harten Sachen den Tannenbaum-Spirit weiterwachsen. Cichetti, Kassetten, Kohlrabi und Currys weiterlesen

Mitmachen, Mitfeiern, Mitgestalten

Aufruf zum Festival »650 Jahre Britz«

Die halbe Welt kennt Neukölln – aber wer kennt Britz? Immerhin 44.000mal würden wir bei dieser Frage »Ich, Ich, Ich!« hören… denn so viele Menschen leben in Britz – dem Stadtteil von Neukölln, der im Jahr 2025 seinen 650. Geburtstag feiert. Grund dafür ist die erste Erwähnung des Ortes Britz im Landbuch Kaiser Karls IV. im Jahre 1375. Und da das Feiern gemeinsam mehr Freude macht, möchten wir mit diesem Aufruf zur aktiven Teilnahme ermutigen.

Der Gutshof – heute Kulturzentrum.   Foto: mr

Erst auf den zweiten Blick entdeckt man in Britz zahlreiche bedeutende Denkmale, Kultur- und Naturstätten. Weltruhm hat unter den verschiedenen Großsiedlungen die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Hufeisensiedlung. Viele kennen zudem den Britzer Garten mit seiner Holländerwindmühle, in der man sich »vermehlen« lassen kann. Doch wer weiß schon, dass in Britz heute wieder Wein angebaut wird und ein Hindutempel neben einem ehemaligen Krankenhaus das Stadtbild quietschbunt einfärbt? Mitmachen, Mitfeiern, Mitgestalten weiterlesen

Von Moosen und Menschen

Ausstellung in der »Galerie im Körnerpark« untersucht die Beziehung von Mensch und Umwelt

Der Mensch vergisst gerne, dass er abhängig ist von seiner Umwelt, ein Lebewesen, das mit anderen in einem Geflecht unendlich vieler Netzwerke verbunden ist. Daran zu erinnern ist die Ausstellung »Every Single Thing That Exists In This Infinite Universe Is Either…« angetreten, die bis zum 26. Februar in der »Galerie im Körnerpark« zu sehen ist.
Die Ausstellung nimmt die Beziehung von Menschen zur natürlichen Umwelt und weiteren Organismen in den Blick. Acht internationale Künstler untersuchen die Stellung des Menschen in der Biosphäre der Erde und wie unsere Neigung, die Welt in binäre Kategorien einzuteilen, unser Verständnis der Beziehungen zwischen den Arten einschränkt.

Hier lässt sich Waldduft erschnüffeln. Foto: mr

Unterschiedliche Perspektiven auf die Verflechtungen des Menschen mit anderen lebenden und nicht lebenden Wesen werden vorgestellt, die zu einem Diskurs über biokulturelle Vielfalt beitragen. Von Moosen und Menschen weiterlesen

Gute Nachrichten von Tasmania

Siegesserie in der Liga – Neukölln-Derby im Pokal

Wahrlich golden präsentierte sich der Oktober in sportlicher Hinsicht für den Neuköllner Oberligisten »SV Tasmania« – und strahlt damit noch in den für gewöhnlich (vom Wetter her) trüben November hinein. Genau genommen begann die Erfolgsserie der Blau-Weiß-Roten dabei schon Ende August (3:0 in Rathenow) – damals war aber längst nicht abzusehen, was sich daraus entwickeln würde. Bis Ende Oktober jedoch war die Bilanz auf sechs Ligasiege in Folge angewachsen.

Kein Spiel ohne Rudelbildung.    Foto: Hagen Nickelé

Da der Kader vor der Saison umgebaut und nicht zuletzt auch verjüngt wurde, konnte damit eigentlich nicht gerechnet werden – doch Tasmania bestand sogar den ultimativen Härtetest gegen den bisherigen Spitzenreiter »BFC Preussen«. Der lag kalt wie Hundeschnauze schon nach einer hal­ben Stunde mit 2:0 vorne und kontrollierte die Führung auch bis über die 60. Spielminute hinaus. Die Neuköllner steckten aber nicht auf und fanden die Lücke zum Anschlusstor, was die bis dato ungeschlagene Nummer eins nach und nach jede Kontrolle verlieren ließ. So trafen die Gastgeber noch kurz vor Ende und in der Nachspielzeit und fuhren am Ende einen 3:2-Sieg ein, der nach Spielende in einem euphorischen Platzsturm einiger Zuschauender gipfelte. Gute Nachrichten von Tasmania weiterlesen

Unendliche Geduld

Fred Haases Einkaufserlebnisse

Es war ein gewöhnlicher Samstagmorgen in Neukölln. Die Sonne mühte sich, durch graue Wolken den Tag zu optimieren, als ich mutig beschloss, meinen Wocheneinkauf bei IDLA zu erledigen.

Illustration: Felina Matzdorf

Durch leichtes Vordrängeln schnappte ich mir einen der letzten Einkaufswagen und kurvte vergnügt wie ein Fahranfänger durch die vollen Gänge. Dabei wurde ich von manchmal verständnisvollen, aber meistens beleidigenden Kommentaren begleitet, unterbrochen von Durchsagen wie: »17 bitte zum Pfandautomaten!«. Meine großen Kopfhörer dämpften diesen Sprachlärm. Ich hörte meinen Lieblingssong in Dauerschleife: »Eisgekühlter Bommerlunder« von den Toten Hosen. Die Produktvielfalt ignorierte ich, kaufte alles, was ein Sonderpreisschild trug, um so meiner ungesunden Ernährung zu frönen.
Nachdem ich es geschafft hatte, meine Einkäufe ungeordnet in den Einkaufswagen zu verstauen, steuerte ich zielstrebig auf die Kassen zu. Drei Kassen waren geöffnet, und ich versuchte, die schnellste Schlange zu finden, da meine beiden Schildkröten zu Hause sicherlich schon sehnsüchtig auf meine Rückkehr warteten. An jeder Kasse standen vier bis sechs Kunden. Unendliche Geduld weiterlesen

Basteln mit Rolf

Blatt-Fuchs

Nun fallen die Blätter. Ahornblätter haben eine schöne Form und lassen sich einfach in Tiergesichter verwandeln. Dazu brauchen wir zwei, wenn möglich schon gepresste Ahornblätter, eine Schere, Klebstoff, Pinsel, Farben und Lust zum Pfriemeln.
Je nach gewünschter Blattfarbe wählen wir die Ahornblattober-, oder -unterseite und malen darauf zum Beispiel ein Fuchsgesicht (s. Foto). Auf die dem Stiel gegenüber liegende Spitze wird so tief wie möglich die Nase des Tieres gemalt und anschließend mit der Schere der überstehende ganz spitze Teil abgeschnitten. Vom zweiten Blatt schneiden wir großzügig zwei Blattspitzen ab, die werden die Ohren des Fuchses, einfach hinter das Gesicht kleben. Je nach Laune kann der Blattstiel entfernt oder belassen werden. Mein Blattstiel bleibt und bekommt einen Faden zum Aufhängen ins Fenster.
Fragen an rolf(at)kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Stochern im Dunklen

Es war bereits am frühen Abend, als es anfing zu dämmern. Irgendetwas war anders in der Straße. Ich beachtete das weiter nicht, ich musste mich wohl getäuscht haben. Vielleicht war ich einfach zu müde.
Im Treppenhaus wunderte ich mich, dass die Beleuchtung ausgefallen war. Kann ja mal passieren, so dachte ich.
In meiner Wohnung wollte ich das Flurlicht einschalten. Als es nicht ging, wurde ich wach. Ein Blick auf den Sicherungskasten machte mir klar, dass alles in Ordnung war. Alle Sicherungen standen auf »an«. Beim Rundgang durch die Wohnung stellte ich fest, dass die gesamte Wohnung ohne Strom war. Beim Erfühlen der Temperatur im Kühlschrank spürte ich keinen Unterschied zur Außentemperatur. Ich traute mich nicht, den Tiefkühlschrank zu überprüfen und tröstete mich damit, dass dort so viel Eis bestimmt noch eine Weile kühlt.
In der Nachbarstraße, in der ich das Hinterhaus sehen kann, gab es Licht, aber in unserem Vorderhaus war auch alles finster. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Kein Strom bedeutet kein Computer, keine Heizung, kein Tee, kein Kochen. Ich fing an zu lesen. Lange ging es nicht gut, weil es zu dunkel wurde. Die Kerze, die ich hatte, gab nicht ausreichend Licht.
Ich entschloss mich, auf die Straße zu gehen. Vielleicht treffe ich jemanden. Tatsächlich traf ich einen Nachbarn, der ähnlich überrascht war wie ich. Er bemerkte bereits einige Männer, die sich an einem Starkstromkasten abmühten. Die gesamte Straße hatte keinen Strom. Plötzlich rief uns ein Mann von seinem Balkon zu: »Ab 19 Uhr gibt es wieder Strom!«
Wir gingen zuück in unsere Wohnungen. Um Punkt 19 Uhr gingen die Lichter wieder an.