Chaos bei Anwohnerversammlung

Bezirksbürgermeister und Sozialsenatorin werden niedergebrüllt

Auf dem Parkplatz am Sangerhauser Weg südlich des Britzer Gartens soll ab 2025 eine modulare Unterkunft für 450 geflüchtete Menschen entstehen. Dafür fallen etwa die Hälfte der Parkplätze weg. Ein Vorhaben, das die Anwohner auf die Palme bringt, weil der Parkplatz vor allem im Sommer und bei großen Veranstaltungen stark genutzt werde. Zudem fühlen sich viele Anwohner bei der Planung, die bereits seit fünf Monaten läuft, übergangen.

Planungsskizze.

In einer Petition mit inzwischen über 6.000 Unterschriften heißt es: »Die geplante Einrichtung eines Containerdorfs für Flüchtlinge im Sangerhauser Weg stört einfach unser Umfeld und gehört dort nicht hin. Unsere Gemeinschaft ist bekannt für ihre grünen Räume und Ruhe, die durch dieses Projekt bedroht sind.«
Am 16. September wollte sich Bezirksbürgermeister Martin Hikel gemeinsam mit Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe und Mark Seibert, Präsident des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), auf dem Festplatz im Britzer Garten den Fragen der Anwohner stellen. Das gestaltete sich allerdings einigermaßen schwierig. Zum einen war die Technik der Situation nicht gewachsen. Der Schall der Mikrofone trug kaum bis über die ersten Reihen hinaus. Offensichtlich hatten die Veranstalter nicht mit einem derartigen Andrang gerechnet. Zum anderen war ein großer Teil der mehrere hundert Anwesenden ohnehin auf Krawall gebürstet und krakeelte lautstark »Pfui« und »Schämt euch« in Richtung Podium, als Kiziltepe sagte, Berlin müsse seiner Verantwortung für Geflüchtete gerecht werden.
Als Martin Hikel die Anwesenden einlud, sich an den vorbereiteten Thementischen unter anderem zu den Themen Bau und geplanter Betrieb der Unterkunft, Ordnungs- und Sicherheitsaspekte sowie soziale Infrastruktur und Verkehrsanbindung mit den Experten auszutauschen, brüllte ein Mann »Ich habe jetzt eine Spontandemo angemeldet, weil niemand mit uns spricht«. In dem Pulk, der sich dann zur Demo aufmachte, liefen auch eine Reihe offensichtlich Rechtsradikaler mit, die T-Shirts mit Aufschriften wie »Heimatliebe ist kein Verbrechen« trugen. Nachdem die »Lautsprecher« weg waren, bildeten sich an den Thementischen schnell große Trauben von Menschen, und es kam dann doch noch zu Gesprächen.
Hikel entschuldigte sich anschließend in einer Stellungnahme für das Chaos. »Die zahlreich geführten Gespräche im Laufe des Abends haben gezeigt, dass viele Menschen berechtigte Fragen und auch Sorgen haben. Ich will, dass sie von den jeweils zuständigen Stellen im Land Berlin auch eine vernünftige Antwort bekommen«, heißt es darin. Er verspricht, dass alle eingereichten Fragen transparent beantwortet und veröffentlicht werden. Außerdem solle es eine zweite Informationsveranstaltung in einem anderen Format geben.

mr