Neuköllner Friedhöfe als Grünflächen nutzen

Orte der Erinnerung, Erholung und Begegnung

»Quo vadis« hieß es im Februar 2024 im Foyer des Kulturstalls im Schloss Britz. Die »Freunde Neuköllns e. V.« luden zur Auftaktveranstaltung ein. Es wurde der Istzustand der Neuköllner Friedhöfe diskutiert.
Anschließende Führungen zeigten Beispiele für andere Nutzungen und Möglichkeiten eines Friedhofs. Am 22. Juni endete die 13. Neuköllner Zeitreise mit einem Workshop. Wir haben Ideen und Vorschläge gesammelt, wie die Friedhöfe sich öffnen können, ohne die eigentliche Aufgabe zu verlieren.
Es gab den eindeutigen Konsens, dass der Friedhof seinen stillen, friedvollen Charakter beibehalten soll. Er soll ein Ort der Kontemplation und individueller Trauer bleiben. Jedoch soll die Nutzung erweitert werden. Inhaltlich kommen Veranstaltungen infrage, die ruhiger und besinnlicher Natur sind. Kulturelle Aktivitäten wie Lesungen, musikalische Darbietungen oder Ausstellungen wurden genannt. Thematisch kreisen diese Angebote um im weitesten Sinne spirituelle, religiöse und philosophische Fragen. Aber auch gesellschaftliche, wirtschaftliche, ökologische und politische Themen sind mit der anderen Nutzung angedacht worden.
Der Friedhof ist auch als Ort der Natur erkannt worden. Genannt wurden in dem Zusammenhang Streuobstwiesen oder Blumenpflanzung unterschiedlicher Art. Aber auch die Fauna wurde genannt. Nicht zuletzt wird ein Friedhof als Ort der kollektiven Erinnerung wahrgenommen. Bestattete Personen der entfernten Vergangenheit bis heute sind Erinnerungen der örtlichen Gemeinschaft. Erinnerungen sind sozialer Kitt.
Aus diesen Ideen entwickeln sich konkrete Vorstellungen, dem Friedhof neue und andere Möglichkeiten zu eröffnen. Die »Freunde Neuköllns e. V.« sind in Gesprächen, Grabpatenschaften zu organisieren. Vielfach verfallen alte Grabanlagen und Gräber. Nachfahren in X-Generation, die sich um die Gräber kümmern könnten, sind selten geworden. Das Land Berlin in Vertretung der Bezirke hat nicht die Aufgabe, alte, verwaiste Gräber zu pflegen. Es ist und war immer die originäre Aufgabe der Hinterbliebenen, sich um die Gräber zu kümmern. Die Patenschaften erstrecken sich von der gärtnerischen Pflege bis hin zur Restaurierung von Grabsteinen. Parallel ergibt sich die historische Komponente. Gräber bedeutender Persönlichkeiten und kunsthistorische Artefakte werden bewusst wahrgenommen.
Friedhöfe sind neben der Ruhe für Spaziergänge auch ein Ort der Natur. Alte ausladende Bäume bieten Schatten, unter denen man vor den immer häufiger vorkommenden Hitzetagen Zuflucht suchen kann. Dort lässt es sich vortrefflich plaudern oder ein Buch lesen. Dazu bedarf es aber adäquater Bänke. Hier ist der Bezirk gefragt, geeignete Sitzgelegenheiten aufzustellen. Auf dem Friedhof Buschkrugallee ist diesbezüglich etwas geschehen: Die Urnenanlage wird gerade saniert. Bei der Gelegenheit wurden Bänke aufgestellt. Ausweitend könnten Plauderbänke aufgestellt werden, die ein Gespräch miteinander kommunikativer gestalten, mit Sitzen so angeordnet, dass man sich gegenübersitzt. Vereinzelte Liegen, ähnlich denen auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide, können das Angebot eines entspannten und ruhigen Aufenthaltes abrunden.
2025 feiert Britz sein 650-jähriges Bestehen. Das ist eine gute Gelegenheit, den Britzer Friedhof an der Buschkrugallee entsprechend seiner Bedeutung mit seiner Geschichte darzustellen.
Für Rückfragen, Ideen und Vorschläge stehe ich gerne zur Verfügung.

Werner Schmidt (Freunde Neuköllns e. V.) Mail: Denkmalpflege@Freunde-Neukoellns.de Tel. 0174 754 7175