Bier, Burritos und Blitzkrieg Bop

»19:77« rockt die Weserstraße

19:77? Komische Uhrzeit. Ach nein, in der »19:77«-Bar in der Weser- Ecke Finowstraße geht es um das Jahr 1977 – und die Musik und das Lebensgefühl dieser Zeit, als Elvis starb und die Progressive-Rock-Dinosaurier abbauten. Dafür zeigten Bands wie The Clash und die Sex Pistols im UK den musikalischen Stinkefinger. Der Punk ging ab. In New York sprengten die Fake-Brüder Ramone als The Ramones mit wenigen Gitarrenakkorden, aber großer Lässigkeit Verkrustungen ab und ließen die Köpfe der Jugend rhythmisch schütteln.

70s wieder da.     Foto: hlb

Anfang April mit viel Musikprominenz eröffnet, erinnert das »19:77« der Geschäftsführenden Florian Hayler und Beate Tscheschner an diesen Sound und ­solch­ coole Typen – wie schon die einstigen Berliner Ramones-Museen, die mit vielen Artefakten, Andenken und Reliquien sowie Bar-, Café- und Eventbetrieb zu beliebten Berliner Rockszene-Treffpunkten wurden, nach Mitte zuletzt in der Kreuzberger Oberbaumstraße. Miete und Coronaauflagen ließen Betreiber und Impresario Flo Hayler dort schließen und private Pause machen.
Im »19:77« hat das Museum gewissermaßen seine vierte Heimat gefunden. Der Musikmagazinautor Hayler konnte es und die Hinterlassenschaften nicht lassen und versucht sich noch mal an einer Kulturinstitution für Punkrockiges, einem Hangout samt Galerie, Konzerten, Party-, Fan- und PR-Events. Musiker und Freunde wie der Bassist der Band Muff Potter, der hier auch die Einrichtung gezimmert hat, Thees Uhlmann, Boss Hoss- und Beat­steaks-Mitglieder oder das FRITZ-«Stahlwerk«-Radio-DJ-Team kamen gern zum Opening.

Innenansicht.   Foto: hlb

In der Bareckkneipe mit Essen heißt es »Diner: Drinks: Delight« – das meint drei Fassbiere, Sprittiges und Spritziges, Kaffee und Kuchen und vegane Hot Dogs. Bald soll es auch Frühstücks- und Abendkarte geben, wechselnden Mittagstisch, Brunch, etwas mit Burritos, Quesadillas, Grillkäsesandwiches und Salaten. Farblich dominieren neben der Logofarbe Pink erdige Samttöne; die der »geschichtsträchtigen Mauern des ehemaligen Stammtischs und sämtlicher Vorgänger«, sagt Hayler, inklusive Trockenblumen. Die auch aus dem Kreuzberger Laden übernommene Wand mit all ihren Tags, Grafittis, Logos und Sprüchen verewigt einstige Besuche und ist schon Kult.
Ach, Shop ist das »19:77« auch: Eigene und ramonesige Hoodies, Sweater und Shirts oder Punkvinyle wollen erworben werden. Liveshows wie vom britischen Rockstar-Songwriter Frank Turner, Releasepartys, DJ- und – immer sonntags – Comedy-Abende haben ihre Bewährungsprobe bereits hier bestanden, der alte Stammtisch wird auch ein neuer werden. Wenn die Ramones das noch erleben könnten – Gabba Gabba Hey!

hlb
19:77, Weserstr. 159, tgl. 16 – 0 Uhr,
Instagram: 1977_berlin, www.1977.berlin