Die Mäuse sind los
Als ich in der Redaktion ankam, erklärte ich voller Stolz, dass ich Mäuse mitgebracht habe.
Mein Kollege hatte wohl nicht so gut geschlafen, seine Laune war auf dem Tiefpunkt. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schnell sich dieses Ungeziefer vermehrt? Vier- bis acht Mal pro Jahr werden sie trächtig und bei jedem Wurf sind wir um vier bis acht Mäuse reicher.« Seine Finger tippten wie wild auf dem Taschenrechner. Das Ergebnis: Durchschnittlich 36 Mäuse pro Jahr, die sich aber auch noch vermehren. Nach zwei Monaten sind die kleinen Tierchen geschlechtsreif und erhöhen auf ansehnliche Weise den Mäusebestand.
Er hatte sich in Rage geredet und als ich ihm sagte, dass ich Computermäuse gekauft habe, hörte er nicht zu und hielt mir weiter einen Vortrag über Mäusebekämpfung und was ich mir überhaupt einbilde, das Büro zu verseuchen. Meine Güte, welche Maus ist dem nur über die Leber gelaufen?
Ich habe die Schimpferei, die im Laufe des Vortrages immer persönlicher wurde über mich ergehen lassen. Irgendwann musste doch die Luft heraus sein und ich hätte die Möglichkeit zu sagen, dass es sich um Computermäuse handelt.
Nach einer gefühlten halben Stunde wagte ich einen neuen Vorstoß: »Thomas, ich habe die kaputten Computermäuse durch funktionierende ersetzt.«
Das kam an. Der Kollege schaute mich verdutzt an. Ich konnte beobachten, wie sich die Gedanken in seinem Gehirn drehten. Er brach in lautes Gelächter aus. Vorbei war die schlechte Laune und er konnte nun befreit über die Geschehnisse des Tages berichten und fröhlich an seine Arbeit gehen.