Kulturpädagogisches Angebot mit niedriger Zugangsschwelle
Das Neuköllner Puppentheater-Museum muss bleiben!
Das Puppentheater- Museum an der Karl-Marx-Straße ist eine feine Einrichtung, die viele von uns kennen. Anscheinend selbstverständlich da, ist es nun akut gefährdet, denn der Bezirk hat die Mietzahlungen eingestellt.
Neukölln hält sich viel auf seine Kultur zugute. Es gibt die festen Größen wie Oper, kommunale Galerie, Kino und Saalbau sowie das KINDL. Aber schon die etablierten »48-Stunden Neukölln« müssen sich mittelfristig nach neuen Förderern umsehen. Die meisten anderen suchen ständig.
Das Puppentheater-Museum besteht seit fast 30 Jahren. Die Räumlichkeiten wurden durch die Kulturamtsleiterin Dorothea Kolland vermittelt, die Eröffnung mit Berliner Kulturpolitikern gefeiert. Der Status war gefühlt kommunal.
Die laufenden Kosten wurden wesentlich vom Bezirk gedeckt. Der Förderstopp wegen der Sparvorgaben bedroht jetzt aber die Existenz der Einrichtung.
Unbedingt erhaltenswert sind neben der Sammlung von mehreren Tausend Puppen aus aller Welt die kontinuierlichen Aufführungen und Workshops für Kinder und Erwachsene.
Der Schwerpunkt liegt inzwischen auf der kulturpädagogischen Arbeit mit Schulklassen und Gruppen. Eine niedrigschwellige Ansprache erscheint im heterogenen Neukölln wichtig für den Zusammenhalt. Hier kann das Puppenspiel unterstützen. Als Identifikationsfigur gibt es einen widerständigen Volkscharakter wie den Kasper in vielen Kulturen. Kinder können selbst agieren sowie Puppen bauen.
Bei Gastauftritten werden zum Beispiel von Bridge Markland mit Schau- und Puppenspiel Klassiker wie Büchners Woyzeck popularisiert und zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Hierarchien aufgefordert.
Puppen begleiten uns durchs Leben. Erinnern wir uns an Sandmännchen, Verkehrskasper, Spejbl & Hurvinek, Sesamstraße und Muppets. Da gab und gibt es Riesenmarionetten von Royal de Luxe 2009, Feuer- und Schrott-Shows der »Dead Chickens« samt Maschinentheater in Mitte. Dazu gehören politische Themenwagen im Rosenmontagszug und das Trojanische Pferd von »100% THF« vorm Roten Rathaus.
In Neukölln muss das Puppentheater-Museum stärker Präsenz zeigen und eine dauerhafte Unterstützung bekommen – vom Bezirk, von einem zu gründenden Förderkreis, von uns.
Puppen gehören in die Schaufenster der Karl-Marx-Straße. Denn sie können alles: malen, Musik machen und sich einkleiden.
Marlis Fuhrmann