Auf den Dächern Neuköllns
Ab und an finden wir Zettel an unseren Haustüren und kleine, mit Kreide angemalte Leitern: »Der Schornsteinfeger kommt.«
In Neukölln steigt uns Kirsten Urban, eine von vier Schornsteinfegerinnen in Berlin, auf die Dächer. Sie reinigt nicht nur die Schornsteine, sondern überprüft auch Heizungsanlagen und Rauchmelder.
Gemäß der überlieferten Traditionen als Glücksbringerin wird ihr meist freundlich begegnet.
Seit dem Mittelalter sind Schornsteinfeger für die Reinigung der Kamine zuständig, um die Entstehung von giftigen Gasen und die Brandgefahr zu minimieren. Dadurch tragen sie maßgeblich zur Sicherheit der Menschen bei, wurden im Laufe der Zeit als Retter angesehen und ihre Anwesenheit als gutes Omen und Glück bezeichnet. Zudem dient die Farbe Schwarz in einigen Kulturen der Abwehr böser Geister.
Die Rolle der Glücksbringerin ist Kirsten auf den Leib geschrieben. Zusammen mit vielen anderen ihrer Zunft aus ganz Deutschland, bildet sie das »Team Schwarz«, das bundesländerübergreifend »Glückstouren« veranstaltet und Spenden für soziale Einrichtungen sammelt.
»Ich liebe meinen Beruf«, sagt Kirsten Urban strahlend, »diese sinnvolle Tätigkeit und das positive Image meines Berufes gefallen mir sehr. Ich kann jeder und jedem empfehlen, die oder der einen Beruf ergreifen möchte, sich dieses interessante Tätigkeitsfeld einmal anzuschauen. Und der Blick von den Dächern, die unterschiedlichen Perspektiven und Neukölln von oben sind Erlebnisse, die ich nicht missen möchte.«
Gemäß dem Motto: »Das höchste Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde«, verbringt sie viel Freizeit mit ihrem Pony und reitet bei jedem Wetter durch Feld und Wald. Zu vermuten bleibt, dass sie sich dabei mit Glück auflädt, das sie am nächsten Tag weiterreicht.
bs
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