Igal Avidan stellt sein neues Buch vor
Extremen Positionen wird in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu viel Raum gegeben, findet Journalist und Buchautor Igal Avidan. Statt dessen möchte er den Menschen in Israel eine Stimme geben, die sonst selten gehört werden. Denn trotz der Düsternis gibt es Lichtmomente, die in den Medien nicht vorkommen. Dazu unternahm er eine Reise durch israelische Städte, wo jüdische und arabische Israelis Tür an Tür leben, und interviewte Menschen, die sich der Gewalt und dem Hass entgegenstellen, die an ein friedliches Zusammenleben glauben, an Kooperation und Gemeinsamkeit aller Israelis.
Am 23. November stellte er auf Einladung des Nachbarschaftsheims Neukölln und »Morus 14« im Nachbarschaftsheim an der Schierker Straße das daraus entstandene Buch mit dem Titel »…und es wurde Licht!« vor.
In seinen Reportagen aus dem Alltagsleben der Menschen schreibt er über Menschen, die versuchen, Brücken zu bauen durch gegenseitige Hilfe, Solidarität und gute Nachbarschaft.
Ein Beispiel dafür ist der junge jüdische Mann, der während der Maiunruhen 2021 von einem wild gewordenen Mob zusammengeschlagen wurde. Ein arabischer Sanitäter ging dazwischen und rettete ihm so das Leben.
Eine muslimische Araberin arbeitet am »Haus der Ghettokämpfer« im Norden Israels, einem Zentrum für humanistische Bildung, und bringt dort arabischen Jugendlichen den Holocaust näher.
Der Gastronom Uri Buri, der in der arabisch geprägten Altstadt von Akko das wohl berühmteste Fischrestaurant Israels betreibt, bietet perspektivlosen Jugendlichen in dieser exklusiven Atmosphäre eine Top-Ausbildung als Koch, Kellner oder Hotelfachkraft. Sein Team besteht grundsätzlich zur Hälfte aus Juden und Arabern.
Ein ehemaliges Mitglied einer Terrororganisation, der in einem israelischen Gefängnis gesessen hat, antwortete ihm auf die Frage, was ein zukünftiger palästinensischer Staat von Israel lernen könnte: Die Demokratie.
Trotz der Gräuel, die die Überfallkommandos der Hamas am 7. Oktober verübt haben und des seitdem tobenden Krieges im Gazastreifen hofft er weiter darauf, dass Israel in Zukunft Möglichkeiten findet, den Konflikt politisch und nicht militärisch zu lösen. »Wir dürfen nicht eine Handvoll Idioten von beiden Seiten über unser Leben bestimmen lassen«, sagte er.
Igal Avidan hat ein Buch geschrieben, das Mut machen kann. Mut, dass der schier endlose Konflikt zwischen Arabern und Juden in Israel doch friedlich zu lösen wäre, wenn Menschen wie seine Interviewpartner sich durchsetzten würden.
mr
Igal Avidan: »‚…und es wurde Licht!‘ Jüdisch-arabisches Zusammenleben in Israel«.
Berenberg Verlag, Berlin 2023, 254 Seiten, 18 Euro