Marktzar mit Pudeln
Als emsige Besucherin der Neuköllner Märkte erlebe ich oftmals nette Situationen. Angefangen mit den lautstarken Händlern, die nur beste und günstige Ware verkaufen, bis zu Kunden, die nicht nur einkaufen, sondern sich auch zu tagespolitischen Ereignissen positionieren oder die eigene Lebensgeschichte erzählen. Das macht mir Spaß und Freude am Einkaufen.
Kürzlich beobachtete ich ein etwas ungewöhnliches Kundengespräch. Zwei Frauen und zwei Männer, ausgestattet mit jeweils einem Glas Wein, fanden sich am Käsestand ein. Eine Frau konnte etwas Deutsch, die anderen sprachen Russisch. Sie wollten gerne einen passenden Käse zu ihrem Wein, konnten jedoch nicht beschreiben, wie der Wein schmeckt, damit die Käseverkäuferin den passenden Käse aussuchen konnte. Nach einigem Hin und Her hatte die Verkäuferin wohl die Geduld verloren, wischte ihre Espressotasse aus und bat um etwas Wein. Kein Problem für die Kunden. Sie füllten etwas Wein um, die Verkäuferin probierte und suchte und fand den passenden Käse.
Die Gruppe setzte sich an einen Tisch. Erst da fiel mir auf, dass ein Mann mit einem langen Winterwildledermantel bei zehn Grad plus bekleidet war und bei bedecktem Himmel Sonnenbrille trug. Er war eine imposante Persönlichkeit, die sich mit zwei Königspudeln schmückte: Der eine in Weiß, der andere in Schwarz. Er wirkte wie der Herrscher des Marktes oder noch mehr.
Während alle anderen Marktbesucher eher unauffällig und fleißig bei ihren Einkäufen erschienen, saß dieser Mann nahezu königlich stundenlang schweigend da und beobachtete. Selbst die Hunde machten es ihm nach. Es war ein erstaunliches Bild für einen Wochenmarkt.