Das Gesicht der Klimakatastrophe

Michael Rufdies politisches Dokumentartheater bringt es auf die Bühne

In den Fernsehnachrichten vergeht kaum ein Tag, ohne dass von Natur- und Klimakatastrophen in der Welt berichtet wird. Was manchmal noch weit weg erscheint, rückt immer näher. Micheal Rufdie gelingt es, in seinem dokumentarischen Theaterstück »Klimamonologe«, der Klimakatastrophe ein starkes Gesicht zu geben, indem er menschliche Schicksale auf verschiedenen Kontinenten der Welt schildert.

Szenenbild.       Foto: Verena Eidel

Die betroffenen Menschen und ihre eindringlichen Schicksale kommen somit quasi selbst zu Wort. Die Darstellerinnen geben ihnen starken Ausdruck. Sie stehen am Bühnenrand und sprechen in das Mikrofon. Untermalt werden die Texte von einer Violistin, einer Cellistin und einem Pianisten. Daraus entsteht ein Drama, das sich in den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauer zusammensetzt.
Gespannt lässt man sich mitnehmen in die verschiedenen, lebendig und detailreich geschilderten Welten, Stück für Stück wird man hineingezogen in diese eindringliche und trotz allem poetische Erzählung.
Michael Ruf reiste in verschiedene Länder auf anderen Kontinenten und führte dort stunden- und tagelange Gespräche mit den Menschen, deren Schicksale aus westeuropäischer Sicht noch fern erscheinen. Viele Katastrophen ereignen sich in Ländern, die aus westeuropäischer Perspektive weit weg sind. Der Autor möchte in seinem politischen Stück davon berichten, bevor es zu spät ist: »Es geht ja gerade darum, diese langwierigen Prozesse, die dennoch sehr drastisch sind, zu erzählen. Und deswegen habe ich Interviews geführt mit Menschen, die jetzt schon betroffen sind. Diese Menschen kommen jetzt zu Wort.«
So geht es um das Überleben einer Familie in Bangladesh nach Zyklon Aila, um den Kampf einer Pastoralassistentin gegen den Hunger aufgrund einer Dürre in Kenia, um einen Klimaaktivisten in Pakistan, dessen Dorf am Fuß eines Gletschers überflutet wurde, und eine Krankenschwester, die in einem völlig überhitzten Auto nur knapp dem tödlichen Flächenbrand in Kalifornien entgangen ist. Wie gelingt es diesen Menschen, die Angst zu überwinden, ihr Überleben zu meistern, die Risiken abzuwägen und vielleicht zu entscheiden, ihre Heimat zu verlassen.
Nachdem die »Klimamonologe« im letzten Jahr im »Heimathafen« zum vollen Erfolg wurden, holte die katholische Gemeinde am 27. September das Stück erneut nach Neukölln zur Aufführung in der Kirche St. Clara. In der anschließenden Publikumsdiskussion zeigte sich die Betroffenheit der Zuschauerinnen und Zuschauer.

th