Das Leid der Zwangsarbeiter

Gedenktafel am Standort eines ehemaligen Lagers in Britz

Zwangsarbeiter gab es während des Zweiten Weltkrieges in jeder Nachbarschaft, auch in Britz. In der Onkel-Bräsig-Straße befand sich ein Lager mit 18 Plätzen, in dem Frauen und Männer aus Polen und der damaligen Sowjetunion unter menschenunwürdigen Bedingungen existieren und in der Britzer Siedlung Zwangsarbeit leisten mussten.

Erinnern.     Foto: mr

Am 24. April, 78 Jahre nach der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee, enhüllten die Neuköllner Kulturstadträtin Karin Korte und die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Bahar Haghanipour, eine Gedenktafel neben dem ehemaligen Standort, um an diese Geschichte zu erinnern, die vielen nicht mehr geläufig ist. Rund 120 Personen hatten sich zu diesem Anlass in der Onkel-Bräsig-Straße zusammengefunden. Die Gruppe »Querbeet« begleitete musikalisch die Feierstunde.
»Diese Tafel geht über das Erinnern an einen historisch vergangenen Standort hinaus«, sagte Jürgen Schulte von der Initiative »Hufeisern gegen Rechts«, die das Gedenken initiiert hat. Sie solle nicht nur ein Mahnmal gegen den heute betriebenen Geschichtsrevisionismus sein, sondern auch daran erinnern, »dass Rassismus und völkische Anschauung die ideologische Grundlage bildeten, die in letzter Konsequenz den zivilisatorischen Rückfall in eine Gesellschaft der Barbarei begründete.« Er dankte den Anwohnern der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung, »die die Errichtung der Tafel mit ihrer Spende erst möglich gemacht haben, im Sinne einer Erinnerungskultur, die Geschichte als Zündstoff für das heutige Handeln begreift.«
Auch Karin Korte dankte allen, die »ihr Fähnchen nicht in den Wind hängen, sondern das Banner des Gemeinsinns zum Wohl des ganzen Bezirks eindeutig positionieren«, denn um eine lebendige Erinnerungskultur zu entwickeln, brauche es die engagierte Bürgerschaft.
»Aus der Vergangenheit wächst unsere Verantwortung«, sagte Bahar Haghanipour und schlug den Bogen zu den Anschlägen, die von rechten Gewalttätern nach wie vor verübt werden. Deshalb sei die Arbeit des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Neuköllnkomplex wichtig.
Die Geschichte der Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung hat die Initiative »Hufeisern gegen Rechts« in der Begleitbroschüre »Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung – eine verdrängte Geschichte« aufgearbeitet, die zu einer gleichnamigen Ausstellung am Platz der Hufeisentreppe im Jahr 2021 erschien.

mr