Verzweifeltes Putzen
Mehrere Umstände kamen an diesem Morgen zusammen: Ich saß bei meinem Tee in der Küche, trug ausnahmsweise meine Brille, die Sonne schien, und ich blickte von meinem Buch auf.
Ich sah etwas, was mich zutiefst niederschmetterte. Auf meinem schönen Eckschrank, der mit insgesamt 16 kleinen offenen Regalbrettern für Rumsteherle ausgestattet ist, hat sich ein Film aus einer Mischung von Schmutz entwickelt, der mir bisher nicht auffiel. Er bestand aus Nikotin, verbunden mit Kochdämpfen und Staub.
Ich startete eine Putzoffensive. Angefangen mit Spülmittel, das ewig dauerte, den Film zu entfernen, stieg ich stufenweise auf schärfere Reinigungsmittel um. Die Aktion dauerte insgesamt drei Stunden, verteilt auf drei Tage. Der Eckschrank machte wieder etwas her.
Bei dem entstandenen hellen Weiß sah die Restküche kontrastreich schmuddelig aus. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich den restlichen Küchenschränken, dem Herd, dem Kühlschrank und der Waschmaschine zu widmen.
Die Putzarbeit erhöhte sich auf eineinhalb Stunden pro Tag. Das ist für mich viel, denn ich mag nicht gerne putzen. Es gibt Menschen, die gerne putzen, mit denen ich nur eines gemein habe, nämlich die Freude über das Ergebnis. Nach gut einer Woche hatte ich die Arbeit erledigt und fühlte mich in der Küche wieder sehr wohl.
Das Kochen macht sehr viel mehr Spaß als zuvor, es ist wieder neuer Platz für Ablagen aller Art entstanden, selbstverständlich auch Müll.
Für die nahe Zukunft habe ich mir vorgenommen, mich nur noch ohne Brille in der Wohnung aufzuhalten, weil ich ernsthaft nicht mehr alles sehen will.