Neukölln-Komplex ungelöst

Die Opfer drängen weiter auf zügige Aufklärung

Vor Kurzem wurde Thilo. P., einer der Hauptverdächtigen im Fall des Brandanschlags auf das Auto von Ferat Kocak (Die Linke), vor Gericht freigesprochen. Nicht nur für Ferat und andere Opfer der Brandanschläge, Morddrohungen und Schmierereien an Häuserwänden ist das ein Schlag ins Gesicht. Aus der Sicht der Opfer ist das unverständlich. Es gibt Aufzeichnungen von Chats und Sprachnachrichten, aus denen ganz klar hervorgeht, dass der Politiker der Linken ausspioniert wurde und seine Wohnadresse den Tätern bekannt war.

Feiger Anschlag.     Foto: Ferat Koçak|

Die ermittelnde Polizeibehörde ließ die Täter in ihrer Ausspäharbeit gewähren und nahm den möglichen Tod der Opfer leichtfertig in Kauf, um ihre eigenen Interessen und V-Männer zu schützen. So stellt es sich für die Opfer dar.
Aus der Vergangenheit der beiden Hauptverdächtigen ist eine brandgefährliche rechtsextreme Gesinnung wegweisend und strafrechtlich relevant. Seit 2003 terrorisieren Thilo P. und Sebastian T. ihre Nachbarschaft mit faschistischen und rassistischen Straftaten. Das Register reicht von rechten Schmierereien zu zerbrochenen Scheiben von Ladengeschäften. Vor gefährlicher Körperverletzung wurde nicht zurückgeschreckt. 2016 bis 2019 saß P. stellvertretend für die AfD in der Bezirksverordnetenversammlung in Neukölln und war Teil des Bezirksvorstandes.
Durch massive Pannen im Ermittlungsverfahren und eine mutmaßliche Verknüpfung der AfD, der Täter und einem Beamten des Landeskriminalamts konnte die Anklage und Festnahme P. offenbar drei Jahre herausgezögert werden. Der Prozess war gespickt von richterlichen Entscheidungen zu Gunsten der Täter. So wurde Ferat Koçak als direkt Betroffener nicht als Nebenkläger zugelassen, aus »Befangenheitsgründen«. Dabei geschah nachweislich ein Brandanschlag auf sein Auto vor dem Haus seiner Eltern. Der antirassistische und antifaschistische Politiker bemerkte es und konnte den Brand löschen.
Für alle Opfer der Anschlagsserie bleibt es eine schwere Zeit, die Erlebnisse während des Prozesses erneut durchleben zu müssen, und danach vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Die Hoffnung auf Gerechtigkeit wurde durch den Freispruch von Thilo P. erschüttert. Feret Kocak bleibt mehr denn je aktiv. »Gemeinsam mit allen antifaschistischen Menschen, mit dem Untersuchungsausschuss haben wir ein gemeinsames Ziel: Das darf nie wieder passieren, nie wieder Nazis.«

mg