Quarantänestation kommt für manche Obdachlose zu spät
»Haste das von Manne gehört?«
Manne? Hm. Ich überlege angestrengt, wer das sein könnte.
»Man, Manne kennste! Streunt immer am Bahnhof rum, rotes Basecap, blau-weiße Trainingsjacke, hängt oft mit Rosi und ihren Leuten ab.«
So langsam bekomme ich ein Bild. Hab ihn manchmal gesehen, die Sympathiefunken waren aber nie übergesprungen. Armer Tropf. Wie wir alle.
»Wat is’n passiert? Erzähl doch endlich und quatsch nicht lang rum.«
»Der ist tot.« Er schaut mich herausfordernd an, Gefallen daran findend, dass er mehr weiß als ich. »Nun sag schon!«
»Viel weeß ick och nicht. Hatte ihn vor vier Wochen abends unter der Brücke gesehen. Sah nicht gut aus. Hatten ein bisschen gequatscht. Er sah beschissen aus, hat gehustet wie Sau. Er meinte, er hätte sich infiziert, wisse aber nicht wohin.«
Ich denke über das Gesagte nach. Seit ein paar Tagen erst gibt es eine Quarantäneeinrichtung für Obdachlose. Das habe ich den U-Bahn- Fernsehern entnommen.
»Gestern habe ich Rosi getroffen. Hat mir erzählt, dass Manne weg ist. War wohl elendig zum Schluss. Eines Morgens hatte ihn ein Radfahrer gefunden.«
Ich schüttle den Kopf betrübt und überlege, ob er noch leben könnte, hätte man früher eine Quarantänelösung gehabt.
mg