Gemeindewohlorientiertes Bauen
Wem »gutes Wohnen« ein Anliegen ist, blickt nach Wien. Dort sind dreiviertel aller Wohnungen in kommunaler Hand, gehören Genossenschaften oder sind preislich gebunden. Und die Wiener bauen weitere preisgünstige Wohnungen. Eine TU-Studie fragt, wie sie das machen und was wir übernehmen können.
Zunächst gibt es in Wien die parteiübergreifende Einsicht, dass bezahlbares Wohnen für einen möglichst großen Teil der Bewohnerschaft wünschenswert ist und dem sozialen Frieden dient.
Neue Quartiere entwickelt die Stadt auf großen eigenen Grundstücken wie zum Beispiel ehemaligen Bahnflächen in von ihr vorgegebenen Konzeptverfahren. Damit bestimmt sie die Spielregeln.
Die Finanzierung der gemeinwohlorientierten und privaten Bauträger erfolgt neben den Eigenmitteln durch Förderdarlehen für die Bauträger. Dabei sind die kommunalen Bauträger vergleichsweise gut ausgestattet. Mieter müssen sich in der Regel einkaufen, ähnlich wie in Genossenschaften. Für diesen Baukostenbeitrag gibt es Kredite sowie die Möglichkeit, sich befreien zu lassen. In Berlin und insbesondere für Neukölln mit seinem sehr hohen Anteil von Menschen mit Berechtigung auf eine Sozialwohnung wäre dies wohl keine Option.
Wenn die Bindungen der Wiener Sozialwohnungen nach 30 bis 40 Jahren auslaufen, können einzelne Wohnungen sogar billiger werden. Eigentlich logisch, denn die Kredite sind abbezahlt. Sicherer ist der Grundsatz »einmal Sozialwohnung – immer Sozialwohnung«.
Wien baut auch höher (Acht- und Neungeschosser) und dichter, aber dafür kaum Hochhäuser in der Stadt. Wollen wir das in unseren Neubauquartieren – ausgeglichen durch Grünzüge, ökologisches Bauen und Gemeinschaftseinrichtungen? Und beim Neubau im Bestand wie in der Gropiusstadt – auch bei Verlust von bestehendem Siedlungsgrün oder reicht hier Aufstocken und Anbauen?
Schritte zum »Guten Wohnen« wären die Wiedereinführung der steuerbegünstigten Wohnungsgemeinnützigkeit auf Bundesebene. In Berlin müßte ein städtischer Bodenfonds zum Erwerb von Zukunfts-Grundstücken für den künftigen Siedlungsbau ausgestattet werden.
Aktuell sind städtebauliche Entwicklungsgebiete mit Vorgaben zum Wohnungsbau auszuweisen und Konzeptverfahren für die detaillierte Planung zu institutionalisieren.
Dazu gehört, Wohnen und Arbeiten zusammen zu planen und zum Beispiel die kuratierte Vergabe von gewerblichen und sozialen Nutzungen in Erdgeschoßzonen einzuführen.
Ein thematisches Berliner Stadtforum ist ein geeigneter Ort, um sich über das aktuell Mögliche und Schritte hin zum Notwendigen zu verständigen.
Marlis Fuhrmann
Links: https://labor-k.org/ba-projekt-warum-geht-das-in-wien-und-in-berlin-nicht-sose/
https://futurelab.tuwien.ac.at/Magazin/magazin-ausgaben/12-ansaetze-fuer-einen-anderen-wohnbau