Ein Lehrer berichtet aus der Praxis
Dass die Diskussion um den Schulfrieden entstand, hat eine längere Vorgeschichte. Vor Jahren schon hatte eine Gewerkschaft eine Deutschenfeindlichkeit beobachtet.
Mit dem Projekt »Anlauf und Registerstelle konfrontative Religionsbekundung« des Vereins »Devi« (Demokratie und Vielfalt) sollen jetzt Fälle gesammelt werden, damit der Begriff »Störung des Schulfriedens« justiziabel gemacht werden kann. In der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung im Januar wurde kontrovers darüber diskutiert.
Doch sehen wir mal ab von den Fällen aus dem Sport-und Schwimmunterricht, den Kopftuchfällen in der Grundschule sowie den schon durchgesetzten Sonderregelungen im Fastenmonat und bei Klassenfahrten, so bleibt noch viel im Schattenbereich, was auch ins Blickfeld gehört und seit Jahrzehnten lebendigen Unterricht behindert.
In einer Unterrichtseinheit zum Jahreskalender weigerten sich die mehrheitlich muslimischen Schüler, auch über christliche Feiertage zu referieren. Und als über die Namensgeber der eigenen Wohnstraße berichtet werden sollte, war Rudolf Diesel möglich, Hermann Aron aber für den dort wohnenden Muslim nicht.
Im Rahmen des Geschichtsunterrichts sollte das historische Bernau erkundet werden. Knapp die Hälfte der Schüler erschien nicht. Nur noch fünf davon folgten in die Stadtkirche, wo die Rolle der Kirche im Mittelalter gezeigt wurde. Der Hodscha hätte verboten, in eine christliche Kirche zu gehen!
In einer 10. Klasse wurde applaudiert. Der Lehrer hatte einen knappen Quellentext zur Ermordung der europäischen Juden vorgelesen.
In der Werkstatt und im Kunstraum wird abwechselnd am Ende des Unterrichts gefegt. Das sei Sache der Mädchen, wird dann behauptet. Einer versuchte vor Stundenende zu fliehen und verletzte dabei den Lehrer, der sich in die Tür gestellt hatte, erheblich.
In der Schulküche wird auf Wunsch ermöglicht, dass Muslime sich Bouletten ohne Schweinefleisch braten. Doch einer mobbt seine Glaubensbrüder und Schwestern trotzdem, weil sie Backbleche oder Pfannen verwenden, die nicht rein seien. Sie seien gar keine richtigen Moslems, wird lautstark angeprangert.
Vor den Weihnachtsferien wird gemeinsam gefrühstückt. Es soll auch die Geburt Jesu aus dem Koran gelesen werden. Schon nach den ersten Worten springt ein Schüler schreiend auf. »Das dürfen Sie nicht!« Es ist schwer, ihn zu beruhigen, denn weder als Ungläubiger dürfe der Lehrer das, noch den Koran auf deutsch lesen. Alle erlebten, dass glühende religiöse Intoleranz zu dessen Glauben gehören kann.
Dass eine neue Religionsbekundung die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler stellt, hat viele Folgen. Mich erinnert vieles an den Spruch eines muslimischen Reformers: Islam, das ist [wie früher im Christentum die Lehre vom Fegefeuer] die Herrschaft über die Angst [die Angst der Brüder und Schwestern im Glauben und die physische Angst der Ungläubigen vor einzelnen Fundamentalisten].
rur