Alles unter einem Dach auf dem Rollberg
Das erste Stadtteil-Gesundheitszentrum Berlins wurde am 25. Februar von der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (WGPG), Ulrike Gote (Grüne) und Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei in der Rollbergstraße 30, eröffnet.
Die Eröffnung des Zentrums in Neukölln ist ein Teil des politischen 100-Tage-Programms, das der neue Senat Anfang Januar beschlossen hatte, es sieht Integrierte Gesundheitszentren vor.
»Wir wollen, dass alle Menschen wohnortnah und unkompliziert beraten und umfassende und ganzheitliche Gesundheitsangebote wahrnehmen können. Dies leistet das Neuköllner Stadtteilgesundheitszentrum beispielhaft«, teilte Gote mit. Das Neuköllner Konzept soll evaluiert werden und Modellcharakter erhalten.
»Das Zentrum ist ein Schritt zu einer gerechteren Gesundheitsversorgung«, ergänzte Martin Hikel und fügte hinzu: »Das ist Rendite, die direkt bei den Menschen ankommt.«
Das Team des »GesundkeitsKollektiv Berlin e.V.« (GeKo Berlin e.V.) hat in den zurückliegenden acht Jahren viele Aufgaben gemeistert, das Konzept ständig erweitert und alle Freizeit in die Schaffung des Zentrums gesteckt.
Nun kann das fünfundzwanzigköpfige Team auf zwei Etagen neu starten.
Das besondere an diesem Zentrum ist, dass »der Mensch im Mittelpunkt steht«, Prävention und selbstständige Gesunderhaltung angeregt werden und die Bedarfe der Kiez-Bewohner im Vordergrund stehen. Zusätzlich zu sämtlichen medizinischen Untersuchungen gibt es auf Wunsch psychologische und soziale Beratung. Unabhängig von Papieren, Geldbeutel, Aufenthalts- oder Versichertenstatus wird jeder behandelt und beraten.
So soll die Lebensqualität der Menschen und des gesamten „Drumherum“ verbessert werden.
Möglich ist diese, gerade in Pandemiezeiten wichtiger werdende, Gesundheitsversorgung durch die finanzielle Förderung der Bosch-Stiftung. Deren zuständiger Projektleiter Jannis Feller teilte mit, dass derzeit zwölf dieser Zentren in Deutschland gefördert werden.
Tobias Schulze, gesundheitspolitischer Sprecher der Linken im Abgeornetenhaus, findet besonders bemerkenswert, dass Wissenschaft und Forschung ans Zentrum angeschlossen sind und das Lernen voneinander befördert wird.
Als »soziales Bindegewebe« bezeichnete Heike Drews vom Paritätischen Wohlfahrtsverband die Arbeit des »GeKo« und ist gespannt, was sich für Ideen und Projekte aus den vorhandenen Synergien ergeben.
Patricia Hänel und Eva Weirich, die obendrein des Case Management kundig sind, bemühen sich ständig, die Arbeitsbedingungen für das Zentrum zu verbessern. Gemeinsam mit dem Solidarischen Gesundheitszentrum Leipzig und der Hamburger Polyklinik Veddel gründeten sie das Polyklinik-Syndikat und bündeln ihre Kräfte.
Die Schwierigkeiten im ambulanten Bereich, anders als in Krankenhäusern, ergeben sich aus dem Kooperationsverbot. Sämtliche Angebote aller Heilmittelerbringer, sprich: Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, müssen strengstens voneinander getrennt sein.
Wenn es nach Catherina Pieroth-Manelli, der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus ginge, die dieses Modellprojekt mit zwei Ärztinnensitzen verbunden hat, gäbe es in jedem Bezirk ein Stadtteil-Gesundheitszentrum. »Gesundheitsförderung ist Daseinsvorsorge und somit eine der wichtigsten Aufgaben«, lautete ihre Zusammenfassung.
Bei der Eröffnungsfeier Ende März können sich dann alle Neuköllnerinnen und Neuköllner vor Ort umfassend informieren. bs