Deutsch-italienisches Künstlerduo inszeniert »Antigone« als Zimmertheater
Die Theater- und Eheleute der Companie Barletti/Waas wählten zum Überleben in der Pandemie das »Zimmertheater« als Spielform. Das erlaubt ihnen weiterhin eigenständige, freie und selbstbestimmte Auftritte, ohne ihre kleine, staatliche Corona-Unterstützung antasten zu müssen. Dieses Auftreten vor und für einen kleinen, überschaubaren Kreis ohne die übliche Bühne wird zum Spiel auf Augenhöhe.
Ein Spielen in Privaträumen klingt einschränkend, doch beide sehen im Garten einen weiteren Wohnraum, und das erweitert die Auftrittsmöglichkeiten als sehr privates Spielfeld, das sich äußerst flexibel auf sich schnell ändernde Kontaktbeschränkungen anpassen lässt.
Lea Barletti, Schauspielerin, Performerin und Autorin, kam 1967 in Rom zur Welt, verbrachte ihre Kindheit und Jugend jedoch in Apulien (Lecce). Ihre eigenen Texte und Gedichte sind oft multilingual. Im Spiel überwiegt Italienisch; inzwischen nutzt sie aber auch ihr kreatives, unperfektes, oder wie sie es selbst nennt, »schmutziges Deutsch«.
Ende der 90er Jahre traf Lea Barletti auf den Regisseur, Dramaturgen, Schauspieler und Übersetzer Werner Waas, der ab 1986 in Italien arbeitete. Der 1963 geborene Niederbayer brach ein Studium der Theaterwissenschaften auch deshalb ab, weil er ein ausgeprägtes Pädagogen-Problem hat, weil beide Eltern Lehrer waren.
Das längst verheiratete Duo Barletti/Waas machte seitdem mehrere Stücke zusammen und hat zwei Kinder. Ihre deutliche Affinität zu Italien blieb trotz eines als »notwendig erachteten« Ortswechsels. Dafür wählten sie 2012 Deutschland und als ständigen Wohnsitz Berlin. In Britz, unmittelbar am UNESCO-Weltkulturerbe, wuchsen die beiden Kinder auf. Dieser Schritt war kein beruflicher Bruch mit Italien. Im Gegenteil, mehrmals im Jahr treten sie dort auf.
Da infolge der Pandemie wieder stärker die persönliche Freiheit und die Staatsräson im Widerstreit sind, wählten Barletti/Waas die »Antigone« des Sophokles für ihr Zimmertheater. Nicht nur aktuell muss täglich jeder für sich neu definieren, was notwendig und was richtig ist. Seit Jahrtausenden behandelt »Antigone« den Konflikt zwischen Macht und Verantwortung, Widerstand und Schuld, Hochmut und Mitleid und erzählt von der Notwendigkeit des Theaters.
Die auf ein Minimum reduzierte Tragödie in der Übersetzung von Hölderlin spielen nur die beiden. Sein Part ist in Deutsch, ihrer in Italienisch. Dem Zuschauer wird zeitgleich die jeweilige Übersetzung, gut lesbar projiziert, angeboten. Mit gleichem Text haben beide in Italien wie auch in Deutschland Erfolg. Ein Spiel in Berlin wurde erst möglich, weil Besucher in Italien ihren Berliner Freunden diese Aufführung empfahlen.
Mehr zu den beiden und Kontakt: www.barlettiwaas.eu/
rr