Quo vadis, Vivantes Klinikum Neukölln?

Verschwindet die Zahnstation für Menschen mit Behinderung wieder vom Klinikgelände?

Als 2014, nach acht Jahren kompliziertester Verhandlungen, der Facharzt für Mund- und Kieferchirurgie Matthias Viehoff die Behandlungsräume für Menschen mit Behinderung im Vivantes Klinikum Neukölln offiziell eröffnen konnte, feierten der Berliner Senat, der Bezirk Neukölln, zahnärztliche und Behindertenverbände das als überfällig und richtungsweisend. Nun, nur sieben Jahre später, steht dieses Projekt möglicherweise vor dem Aus.

Als Facharzt Viehoff noch auf den Zahn fühlte.   Foto: pr

Das noch senatseigene Vivantes Klinikum wird gerade gewaltig erweitert und zwar um rund 37.000 Quadratmeter, was etwa 30 Fußballfeldern entspricht. Selbstverständlich auch mit einem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, einer neuen großen und modernen Rettungsstelle und, und, und… Schon jetzt wirbt die Klinik online damit, zu den größten Krankenhäusern mit Maximalversorgung in Berlin zu gehören. Nun soll ihr kleines, auch international eingeführtes Zentrum für Zahn- und kieferchirurgische Behandlungen von Menschen mit Behinderung plötzlich nicht mehr ins Klinikkonzept passen?
Dem Leiter dieser Abteilung wurde zum 31.12.2021 sowohl der Mietvertrag als auch die zwei für eine stationäre Nachsorge stets reservierten Betten im gleichen Hause gekündigt. Nach den Betten ist auch noch die Ambulanz in Frage gestellt. Aufgrund der laufenden, umfangreichen Umbaumaßnahmen kann die Vivantes-Klinikleitung diese nicht garantieren. Wird angestrebt, diese Einrichtung ganz vom Gelände zu verbannen?
Im Rundschreiben 13 der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Berlin vom Dezember 2020 blieb die Kündigung nahezu unkommentiert. Den Berliner Zahnärzten wurde nur mitgeteilt, dass nach 2021 in Neukölln eine stationäre Nachsorge zahnärztlich versorgter behinderter Patienten schwierig werde, somit dann auch für sie dort nicht mehr möglich sei. Das übernähmen nun die Universitätskliniken Virchow und Benjamin Franklin.
Ein Aufschrei? Die Anzahl behandlungsbedürftiger behinderter Menschen ist weiterhin sehr hoch. Auch ohne die bisherigen Belegbetten würde der Betreiber gern weitermachen. Mit Dr. Alexander Moegellin stände auch ein jüngerer Nachfolger bereit. Nur der senatseigene Vivantes-Konzern verschleppte eine klare Entscheidung und unterbreitete spät einen fünffach höheren Mietvertrag mit einer wirtschaftlich kaum akzeptablen Kündigungsfrist. Dahinter ist schwerlich ein Wille der Klinikleitung zum Erhalt des Standortes zu erkennen. Ob es zu diesen Bedingungen weitergeht, blieb bis zum Redaktionsschluss offen. Leidtragende sind ausnahmslos behinderte Menschen und auch der Bezirk.

rr