Bezirk bleibt rot
Die SPD ist in Neukölln die Gewinnerin, die bei allen Wahlen die Nase vorn hat. Kräftig zulegen können allerdings auch die Grünen. Mit 22,7 Prozent der Zweitstimmen erreichen sie ihr bisher bestes Ergebnis bei Bundestagswahlen, eine Steigerung um 9,6 Prozent. Den ersten Platz mit 24,1 Prozent belegt aber die SPD, die sich um 4,7 Prozent gesteigert hat. Auch das Direktmandat sichert sich mit 26 Prozent der Sozialdemokrat Hakan Demir und tritt damit die Nachfolge von Fritz Felgentreu an, der sich nach zwei Wahlperioden nicht erneut zur Wahl stellte.
Aber auch der Grünen-Kandidat Andreas Audretsch, der 19,9 Prozent erreicht, wird über die Landesliste als erster Neuköllner Grüner in den Bundestag einziehen.
Christina Schwarzer (CDU) verliert 5,8 Prozent und muss sich mit 18,7 Prozent zufrieden geben. Bei den Zweitstimmen sind es sogar nur 16,6 Prozent. Damit verpasst sie den Einzug in den Bundestag, denn auch ihr Listenplatz reicht dafür nicht aus.
Die Linke muss ebenfalls Verluste hinnehmen: 3,3 Prozentpunkte bei den Erststimmen und sogar 6,3 Punkte bei den Zweitstimmen. Die AfD landet bei 7,4 (- 3,8) Prozent.
Auch bei der Abgeordnetenhauswahl kann die SPD in Neukölln richtig punkten. In Rudow (Wahlkreis 6), der bisherigen CDU-Hochburg, erobert Franziska Giffey das Direktmandat mit 40,8 Prozent. Ihre Konkurrenten Niklas Schrader von der Linken und Florian Kluckert (FDP) sichern sich ihre Mandate über ihre Landeslisten. Nina Lerch holt sich den Wahlkreis 5 mit 30,3 Prozent vom bisherigen CDU-Mandatsinhaber Robbin Juhnke, der aber ebenfalls über die Landesliste wieder ins Abgeordnetenhaus einzieht. Gleiches gilt für den Kandidaten der Linken, Ferat Kocak. Erfolgreich ist auch Marcel Hopp im Wahlkreis 4 mit 36,2 Prozent. Seine unterlegenen Konkurrenten Christopher Förster (CDU) und Bahar Haghanipour (Grüne) ziehen ebenfalls über die jeweiligen Landeslisten ins Abgeordnetenhaus ein. Derya Çağlar verteidigt mit 27,2 Prozent den Wahlkreis 3 gegen Georg Kössler von den Grünen, der damit sein Mandat verliert, denn sein Listenplatz 14 reicht nicht für der Einzug ins Abgeordnetenhaus.
Die beiden Wahlkreise im Norden gehen, wie in den Jahren zuvor, unangefochten an die Grünen, die in beiden Wahlkreisen ihre Ergebnisse gegenüber 2016 sogar noch deutlich verbessern können. André Schulze erobert mit 33,8 (+ 6,7) Prozent der Stimmen den Wahlkreis 1 vor der Linken-Kandidatin Lucy Redler, Susanna Kahlefeld verteidigt mit 32,9 (+ 7,7) Prozent den Wahlkreis 2 vor Jorinde Schulz von der Linken.
Bei den Zweitstimmen liegt die SPD mit 27,2 Prozent deutlich in Führung. Bemerkenswert ist, dass sie ihre Zugewinne besonders im Süden verbuchen kann, wo bei früheren Wahlen die CDU dominiert hat. Der Wahlbezirk 08430 mit dem höchsten Stimmenanteil liegt in der Gropiusstadt. Hier stimmten 42,9 Prozent für die SPD. Aber auch in den meisten anderen Wahlbezirken südlich des S-Bahnringes sind es deutlich über 30 Prozent. Genau anders herum ist es im Norden. Hier sind Linke und Grüne stark. Die AfD halbiert sich auf jetzt sieben Prozent.
Das gilt auch für die Neuköllner Bezirksverordnetenversamlung (BVV), wo sie künftig mit vier statt mit bisher acht Sitzen vertreten sein wird. Zulegen konnte hier die Linke, deren Fraktion auf neun Mitglieder anwächst. Damit erhält sie voraussichtlich auch das Vorschlagsrecht für einen Stadtratsposten. Grund zur Freude hat auch die FDP. Mit nun drei Mitgliedern hat sie jetzt den Fraktionsstatus erreicht und damit mehr Rechte in der BVV.
Die CDU bleibt bei ihren zehn Sitzen, wird aber überholt von den Grünen, die zwei Sitze hinzugewinnen konnten und mit nun elf Sitzen zur zweitstärksten Fraktion wurde. Damit könnte Baustadtrat Jochen Biedermann zum Vize-Bürgermeister aufsteigen.
Auch wenn die SPD Verluste einstecken musste und künftig nur noch mit 18 statt wie bisher 20 Sitzen in der BVV vertreten sein wird, bleibt sie mit Abstand stärkste Fraktion und Martin Hikel Bezirksbürgermeister.
mr