Wasser macht Sorgen
Berlin müsste längst auf dem Trockenen sitzen, so heiß und niederschlagsarm waren die letzten drei Jahre. Auch sank der Wasserzustrom aus Brandenburg mit den ersten trockenen Flüssen dort um 75 Prozent! Doch noch wird das Wasser hier nicht weniger, nur schmutziger. Zwei Drittel des Trinkwassers stammen aus einer »Uferfiltration«, also aus dem Grundwasser, das aus den Flüssen durch den Boden sickert. Noch können die Berliner Flusspegel durch Stauung im Umland halbwegs normal gehalten werden. Auch, damit die Spree nicht rückwärts fließt.
Dennoch müsste in Berlin schon jetzt übers Wassersparen nachgedacht werden, weil der Wasserbedarf der Hauptstadt bis 2050 stark zunehmen wird. Vier von acht Berliner Wasserwerken sind laut Umweltverwaltung bereits »im Minus«, das heißt dort wird mehr Wasser gefördert, als sich in ihrem Einzugsbereich als Grundwasser neu bilden kann. Schon unter den heutigen Rahmenbedingungen kann eine ganzjährige Versorgung in Zukunft nicht garantiert werden. Eine einheitliche Wasserwirtschaft mit Brandenburg steht weiterhin aus, und unklar bleibt, welche Folgen die Inbetriebnahme des Tesla-Werks auf das Brandenburger und das Berliner Wasser haben werden.
Unter dem damaligen Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) änderte der Senat extra das Berliner Betriebsgesetz und das Berliner Wassergesetz, um so 1999 die Berliner Wasserbetriebe teilprivatisieren zu können. Dieser Verkauf an »RWE« und »Veolia« brachte zwar dem Haushalt Berlins 1,7 Milliarden Euro, aber seitdem hatten die privaten Teilhaber das Sagen, woraufhin die Wasserpreise um 15 Prozent anstiegen. Die teure, auf Druck der Bevölkerung erzwungene Rekommunalisierung 2013 senkte den Wasserpreis, jedoch nur auf Druck des Kartellamtes. Zukunftssichernde Maßnahmen blieben in jener Zeit deutlich hinter der Gewinnmaximierung der privaten Teilhaber zurück.
Nach Einschätzung des Berliner Wassertisches war bereits der Teilverkauf der Wasserbetriebe 1999 verfassungswidrig und ihr Rückkauf reine Steuergeldverschwendung. Noch sind nicht alle Passagen der Kaufverträge vollständig öffentlich, zumindest nicht die, die »RWE« und »Veolia« »verfassungswidrige Gewinngarantien« offenlegen könnten. Der Steuerzahler jedenfalls trägt den Rückkauf bis 2044 mit.
Anders als im übrigen Stadtgebiet steigt im Neuköllner Blumenviertel das Grundwasser. Fast 90 Jahre lang wurde es niedrig gehalten. Ab 1989 wurde aus Kostengründen erst die Fördermenge einer Brunnenkette reduziert, Ende 2021 soll sie endgültig stillgelegt werden. Circa 4.000 Eigenheime saufen dort immer weiter ab. Die Wasserbetriebe müssten eigentlich die Kosten eines Weiterbetriebs tragen, möchten sie aber ganz auf die Hausbesitzer dort abwälzen. Berlins Wasserpolitik bleibt weiterhin trüb.
rr