Immer wieder sonntags fehlt Hassans Bäckerei

Ordnungsamt bleibt eisern

»Das kostet uns recht viel Umsatz. Gerade im Sommer kommen die Menschen aus dem Kiez und Touristen, die zum Tempelhofer Feld wollen oder zurückkommen. Wir verkaufen dann nicht nur Backwaren, sondern sehr viele Getränke und Eis«, stellt Hassan fest. Auf Anordnung des Neuköllner Ordnungsamtes dürfen der gestandene türkische Kaufmann und sein Team den »Kiezladen« an der Schillerpromenade Ecke Allerstraße am Sonntag nicht mehr öffnen, mitten in der Zeit der restriktiven Pandemieregelungen.

wie im Lockdown.          Foto: mr

Der »Kiez­laden« ist eine Bäckerei, die sonst an sieben Tagen in der Woche ihren umfangreichen Service angeboten hatte. Stets frische Kuchen, belegte Brötchen, Crois­sants, alkoholfreie und alkoholische Getränke, Internetcafé sowie Lebensmittel gehören zum Sortiment und werden gerne in Anspruch genommen, zusätzlich die stark gefragte Postfiliale. »Wir beachten weiterhin streng alle hygienischen Auflagen, die während der Coronawellen zu erfüllen sind. Gleich zu Anfang haben wir sonntags den Verkauf von sonstigen Lebensmitteln eingestellt, extra mit einem großen Schild darauf hingewiesen. Die Leute hatten dafür Verständnis.«
Hassan ist gerade aus dem Urlaub zurückgekommen. Menschen, die vorbeigehen oder bei ihm kaufen, wie an diesem Sonnabend, grüßen ihn freundlich. Sein Team und er sind entspannt, auch wenn sich häufig nicht nur für die Paket­abgabe und -abholung Schlangen bilden, die bis auf die Straße reichen. Es ist kein Wunder, dass den Touristen und Kiezbewohnern Hassans Service am Sonntag fehlt.
Sein Geschäft gerät in eine widersprüchliche Rechtslage, die durch Gesetze und ein Verwaltungsgerichtsurteil entstanden ist. Der Berliner Senat pocht auf das Verbot der Sonntagsarbeit. Er scheiterte nur dabei, drei verkaufsoffene Sonntage im Handel zu verbieten. In Sachen »Spätis« gilt weiterhin das »Öffnungsverbot« an Sonntagen. Eine Klägerin aus Charlottenburg scheiterte, da ihr Angebot »zu unspezifisch« und nicht ausschließlich »an Touristen« gerichtet sei.
Hassan ist und bleibt über das ihm gegenüber ausgesprochene Sonntagsverbot energisch und verärgert. Er bietet den Kunden drei Tische und neun Stühle an, was erlaubt sei. »Wir verkaufen sonntags keine Lebensmittel für die häusliche Küche, auch keine haltbare Milch. Corona hat nicht nur mein Geschäft stark eingeschränkt. Das Ordnungsamt ist mir gegenüber nicht entgegenkommend. Das muss wohl vor Gericht geklärt werden.«

th