Altglascontainer im Abseits

Zu lange Leerungsintervalle führen zu Dreckecken

Anfang 2020 wurde das Altglassammelsystem umgestellt, und so verschwanden rund 30.000 Glassammeltonnen von den Hausmüllplätzen außerhalb des S-Bahnringes. Betroffene Haushalte können daher ihr Altglas nur noch zu den raren öffentlichen Depotcontainern tragen oder zu Recyclinghöfen. Mitzuverantworten hat das ausgerechnet die Umweltsenatorin Regine Günter von den Grünen. Angeblich sei das alte System nicht mehr zeitgemäß und das so gesammelte Glas sei von minderer Qualität.

Die Drei von der Müllstelle.    Foto: rr

Der größere Teil Neuköllns liegt außerhalb des S-Bahnringes, wo es inzwischen diese Tonnen an vielen Hausmüllplätzen nicht mehr gibt. Das vorab gegebene Versprechen, dass gleichzeitig auch die Zahl der öffentlichen Glassammelstellen erhöht werde, ist kaum erfüllt, was auch zumTeil an der Genehmigungspraxis der Bezirke liegt.
Statt zugesagter Sammelstellen in maximal 300 Metern Entfernung sind immer noch Strecken, wie beispielsweise im Britzer Weltkulturerbe, von bis zu 1,5 Kilometern die Realität. Gerade für Ältere, auch wegen der dadurch zusätzlichen Entsorgungslogistik, ist das eine echte Zumutung. Heftiger Widerstand dagegen ließ die Entsorgungsfirma Berlin Recycling, eine Tochter der BSR, inzwischen etwas einknicken. Sie könne vielleicht, aber nur auf einen extra Antrag hin, die alte Berliner Abholregelung wieder aufnehmen.
Schon vor dieser Umstellung war bekannt, dass deshalb viele ihr Altglas nur noch mit dem Hausmüll entsorgen. 20 Prozent Glasschwund ergaben allein schon die Pilotprojekte. Inzwischen dürfte dieser Prozentsatz weit höher liegen. Branchenkenner vermuten dahinter auch eine Absicht, da Glasrecycling weniger profitabel ist.
Ein ärgerlicher und weit schlimmerer Nebeneffekt ist, dass diese Glassammelplätze nun zu weiteren Mülldreck­ecken werden. Neukölln hat ohnehin ein Müllproblem. Lange Leerungsintervalle führen rasch zu übervollen Containern, mit unsortierten Glasansammlungen drum herum. Das fördert Glasbruch, der dann dort auch auf den meist nahen Fuß- und Radwegen liegt. Hausmüllplätze werden dagegen regelmäßig gesäubert. Die etwas abseits gelegenen Glassammler sind förmlich die Einladung, alles andere auch gleich mit abzustellen. Das liegt dort dann oft wochenlang.
Die seit Jahrzehnten bewährte, klima- und verbraucherfreundliche Altglassammlung wurde ohne Not berlinweit durch eine äußerst industriefreundliche Variante ersetzt, ausgerechnet von einer Senatorin der Grünen legitimiert. Ihr Deal mit dem Dualen System, alle Glastonnen an den Hausmüllplätzen längerfristig abzuschaffen, ist nicht nur ein herber Rückschlag für den Umweltschutz, das missachtet klar den Bürgerwillen.

rr