Kriminell komische Geschichten von Herbert Friedrich Witzel
Herbert Friedrich Witzel, seit Jahren ansässig in der Warthestraße, ist ein umtriebiger und vielseitig interessierter und denkender Autor. Ob kuriose Kiez- und bittersüße Weihnachtsgeschichten, historische Krimis, Bücher über Fantasy-Erfinder J.R.R. Tolkien oder übers Angeln in Berlin, ob scharfzüngig witzelnde, politisch-kulturelle Blogposts, Erzählungen oder Gedichte – sein schriftstellerisches Oeuvre wuchs über die Jahrzehnte und trotz längerer Pause in beachtliche Breiten. 50 Jahre schon wirkt Witzel von Berlin aus, veröffentlichte 1976 hier sein erstes Buch und organisierte immer wieder auch Kulturveranstaltungen wie seine »Lied- und Lesebühne«.
In seinem Verlag »worttransport.de« veröffentlicht der 1949 in Braunschweig geborene einstige Kunst- und Lateinstudent und langjährige Speditionskaufmann bei sich daheim handgefertigte Bücher, teils »ohne Eselsohren« (da er ihnen die Ecken abschneidet) und in handlich flexibler »Rixdorfer Japanbindung«. Bücher über Menschenleben wie das der Kinogöttin Jean Harlow, des Banditen Jesse James oder, unter Witzels Autorenpseudonym Hermann Syzygos verfasst, die des Erfinders Nikola Tesla, der Musikikone Johnny Cash oder der Mata Hari. Dazu kommen historisch spannende, von Witzel ins Heute übersetzte »aufgefrischte Originaltexte«.
Nun wird nach fast 20 Jahren sein fiktiver Held, der Kreuzberger Kriminalhauptkommissar Bernd Müller, mit einem zweiten Müller-Buch geehrt und erhält Gelegenheit, den Fall mit der geplatzten Tupperparty endlich zu lösen. Müller, 42, hat seinen Schreibtisch in der Friesenstraße, Direktion 5, Abschnitt Zwoundfünfzig, und Punkt halb acht hängt er dort jeden Morgen seine Jacke an die Seitenwand vom Aktenschrank. Jeden Montag nach Dienstschluss besucht er, trotz beruflicher Absicherung in leichter Sinnkrise, seine therapeutische Kleingruppe. Seine liebe Frau weiß zum Feierabend immer etwas Leckeres zu kochen, weiß aber auch, was wohl in ihrem einstigen Verehrer, dem Langfinger und Müller-Rivalen Didi Daffkus, gerade vorgehen mag und damit ihren Gatten auf die richtige Fährte zu führen. Der Anwärter Krahlmann aus Marzahn ist Müllers aufgeweckter Begleiter im Büro wie auf den Innenstadtterminen.
Wir schreiben das Ende der 1990er, alle bezahlen noch mit D-Mark, und es scheint niemandem an etwas zu mangeln. In 32 Episoden erleben wir Kommissar Müller als charmant nonchalanten, lebenserfahrenen, mitunter auch chaotischen und aus heutiger Sicht wohl manchmal auch chauvinistischen Kriminaler, der gern eine ruhige Kugel schiebt. Wie in einer Screwball-Komödie werfen sich die Protagonisten gewitzt-schlagfertige Bonmots zu – dieser Dialogwitz und viele ins Absurde driftende Situationen machen Witzels neues Müller-Buch zu einer kurzweiligen, hochamüsanten Lektüre.
Möge uns Herbert Witzel noch mit vielen kunstvollen Büchern und originellen Texten erfreuen!
hlb
Das Hauptkommissar-Müller-Buch, Geschichten ohne Mord und Totschlag, aber mit Umschlag. 135 Seiten, EUR 12,80, www.worttransport.de