Vom Impfen und Zelten
KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Fred: Ich glaube, die Leute drehen langsam durch. Ich gehe durch die Straßen und sehe grimmige Gesichter, und das ist jetzt keine Anspielung auf die Masken, weil man die Mimik darunter ja nicht erkennt. Ich bin viel in Neukölln und Wedding, aber hier in Neukölln merke ich es noch mehr – alle Leute scheinen gestresst zu sein, mich eingeschlossen. Ich habe in letzter Zeit vermehrt in mich hineingehört und bin zu dem Punkt gekommen, dass es dieses Gefühl von Enge ist, was zumindest mich so anspannt. Ich bin an einem Punkt, an dem ich wirklich Urlaub brauche. Einfach mal ein paar Tage weg aus der Stadt. Ich habe mir vorgenommen, mein kleines Zelt auf mein Fahrrad zu schnallen und dann durch Brandenburg zu fahren. Ich arbeite schon an einer Route, damit ich immer gute Schlafplätze habe. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.KuK: Gibt es noch ein Thema, das dich im Moment beschäftigt?
Fred: So einfach das klingen mag, die Chance geimpft zu werden. Sollen alle für sich entscheiden ob ja oder nein, ich will das nur so schnell wie möglich hinter mich bringen und habe jetzt zufällig einen Weg gefunden. Ich bin Musiker, im Moment absolut pleite und arbeite bald als Helfer in einem der Impfzentren. Ich habe gehört, dass hier und da Impfstoff übrigbleibt, der unter den Helfenden verteilt wird, bevor er weggeworfen wird. Das wäre natürlich schön, wenn das klappt. So müsste ich zumindest nicht jeden Tag in besetzten Leitungen bei Hausärzten warten, bis ich auf einer Liste lande.
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*Fred, Weisestraße