»21 gramm«-Team beseelt das ehemalige »Café Selig« neu
Die Macher des Restaurantcafés »21 gramm« (benannt nach dem vermuteten Gewicht der menschlichen Seele) auf dem St. Thomas-Friedhof an der Hermannstraße kennen sich aus mit der Verbindung von kirchlichem Ambiente und Leibeswohl. Neben dem Lokal in der Friedhofskapelle des Gottesackers im Körnerkiez wird nun der nahe Schillerkiez zu ihrem gastronomischen Spielfeld.
Dort war das »Café Selig« seit 2004 ein beliebter Treffpunkt, befindet es sich doch in einem Trakt direkt an der Genezareth-Kirche, mitten auf der Straßeninsel des Herrfurthplatzes. Ein lichtdurchfluteter hoher Gastraum mit toll gelegener Terrasse direkt vor der Kirche – dennoch konnte sich auch Christian Birkelbach, der jüngste der diversen bisherigen Betreiber, mit seinem Bar-Restaurant-Konzept nicht halten und strich, auch durch Corona gebeutelt und ermüdet, letzten September nach dreieinhalb Jahren und gescheitertem Crowdfunding vorzeitig die Segel. Mit dem Pächterwechsel zu den »21 gramm«-Geschäftsführern Daniel Kalthoff und Jeremias Stüer mit ihrem Team und mit einem neuen musikalischen Namen – »TERZ« – soll die stimmungsvolle Räumlichkeit noch kieznäher werden. Die Diakonie sprach die beiden an, da sie schon ein Händchen für kirchliche Räume bewiesen hatten, und die nahmen die Herausforderung gern an und investierten mächtig in einen erneuten Umbau.
Am 1. April ging es mit einem To-go-Angebot los, ab Mitte Mai soll der Biergarten samt Grill betrieben werden. Ein Koch des »Barra« in der Okerstraße wurde als Chefkoch engagiert und wird für eine regional und saisonal orientierte Küche mit wenigen, aber guten Produkten sorgen. Auch das Brot wird selbst gebacken. »Qualität statt Quantität« stehe im Fokus, sagt Jeremias, wobei vor allem »Allerweltsküche«, also klassische Hausmannskost von Hühnerfrikassee bis Gulasch zu moderaten Preisen, eine Rolle spielen soll. Dass das neue »Selig« nicht zu hip sein will, beweist auch die Bierwahl: »Schultheiss« kommt hier aus dem Hahn. Auf der Tageskarte werden neben dem traditionellen Kaffee-und-Kuchen-Angebot immer drei wechselnde Lunchgerichte stehen – je eins fleischig, vegetarisch und vegan. Am Wochenende gibt es drei Brunchoptionen.
Besonders freuen sich die Macher darauf, den großen Raum abends, wenn der Cafébetrieb drinnen beendet wird, für Kiez-Kunst- und -Kultur-Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, ob Lesungen, Konzerte oder Präsentationen neuer kreativer Unternehmen im Kiez. Zudem arbeiten sie mit Pfarrerin Jasmin El-Manhy und ihrem Startup-Projekt »Startbahn« zusammen, das Menschen, die eigentlich nicht in die Kirche gehen, eine neue Art von Kirche anbieten will. Dafür wird der Kirchenraum der Genezareth-Kirche erweitert, um neue Sichtachsen bereichert und in Verbindung mit dem »TERZ« zu einem großen Projektraum für spirituelle, geistliche und künstlerische Formate.
Mit Nahrung für Leib und Seele, Geist und (Zuhause-)Gefühl – so soll das »Selig« nun gern Terz machen.
hlb
TERZ, Herrfurthplatz 14, täglich 10 – 18 Uhr, draußen und bei Veranstaltungen bis 22 Uhr