Initiative stellt Konzept für verkehrsberuhigten Richardkiez vor
Viele Autofahrer nutzen als Abkürzung zwischen Karl-Marx-Straße und Sonnenallee die Schleichwege durch den Richardkiez und verstopfen dort die schmalen Straßen.
»In Rixdorf ist Durchgangsverkehr«, brachte es Bardo Stahl von der Initiative »Mehr Kiez für Rixdorf« auf den Punkt. »Alle 15 Sekunden fährt hier ein Auto durch, das hier nichts zu suchen hat.« Das aktuelle Verkehrskonzept für Rixdorf von 2018 habe keine wirkliche Verbesserung gebracht. Lärmbelästigung, Hupen und Dauerstau, zugeparkte Überwege und Kreuzungen seien Alltag, ergänzte seine Kollegin Justyna Wladarz. Die gewählten Maßnahmen zur Verlangsamung des Verkehrs wirken zudem kaum. So wurde das kleine bepflanzte Rondell auf der Platzmitte, das ständig kaputt war, weil es von den Autos gerammt wurde, durch ein flaches »Rixdorfer Kissen« ersetzt. Für einen SUV sei das aber kein Hindernis, bemerkte Stahl sarkastisch.
Wie der Kiez dauerhaft verkehrsberuhigt werden könnte, erklärten die beiden bei einem Presserundgang am 11. März, bei dem sie ein »Kiezblock-Konzept« für das Böhmische Dorf vorstellten.
Grundlage der Planung ist die Aufteilung des Kiezes in vier Zonen, die jeweils von den Hauptstraßen befahren und auch wieder verlassen werden können. Eine durchgängige Querung mit dem Kfz ist nicht mehr möglich. Nur Anlieger dürfen innerhalb eines Blocks mit dem Auto fahren. Auch für Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr und den Lieferverkehr bleiben alle Gebäude erreichbar.
Um die Planung umzusetzen, reichen als einfache, kostengünstige Maßnahmen Diagonalsperren an drei Stellen: Am Richardplatz jeweils an der Einmündung zur Richardstraße und zur Hertzbergstraße, an der Einmündung der Geyger- in die Donaustraße und am Esperantoplatz. Diese Sperren aus mehreren Pollern, die diagonal in einer Kreuzung aufgestellt werden, lenken den Autoverkehr in die jeweils gewünschte Richtung, Radfahrer können ungehindert in alle Richtungen fahren.
Damit werde der Kiez insgesamt attraktiver für Rad- und Fußverkehr. Aber auch die Plätze, die derzeit vom Durchgangsverkehr stark belastet sind, würden als Aufenthaltsort deutlich an Qualität gewinnen, sind sich Stahl und Wladarz sicher. Das zeige das Beispiel des Böhmischen Platzes.
Die Umsetzung dieser kurzfristigen Maßnahmen sei bis zum Sommer 2021 möglich. Langfristig sei aber auch eine radverkehrsgerechte Sanierung der Straßen nötig. Als mögliche Lösungen nannte Wladarz das Schleifen des Kopfsteinpflasters oder die Verfüllung der Fugen.
mr