Ein Kommentar der Leserin Martina Keller
Am Kanal zwischen Fulda- und Innstraße drängen sich junge Bäume zwischen altem Baumbestand. Das verwilderte Image wurde abgelöst durch ein bereinigtes Erscheinungsbild. Die Fläche gehört zum »Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee«, einem Entwicklungsprojekt, das seit 2011 versucht, städtebauliche Versäumnisse auszubessern.
Eigentlich ist es ein Vorzeigeprojekt, doch trotz bürgernaher Planung stößt die Umsetzung am Ufer auf Unbehagen. Die Rede ist von »zu viel Versiegelung« und »Verlust von Brutplätzen«. Die Planung scheint in weiten Teilen nicht nur lieblos und alles andere als naturnah, sondern auch fehlerhaft. Kriterien für die Umsetzung sind Preis, kostengünstige Pflege und gute Einsehbarkeit. Um den letzten Sanierungsabschnitt am Kanal westlich des Wildenbruchplatzes erreicht der Protest seinen Höhepunkt. Doch die Politik zieht die Planung durch. Der »NABU« erstattet daraufhin Anzeige gegen den Bezirksbürgermeister.
Auch der Abschnitt zwischen Treptower Straße und Trusepark sowie der Park selbst wurden im Rahmen vorangehender Sanierungsprojekte vom Wildwuchs befreit, neu gestaltet und laden heute zum Joggen, Kicken oder Tischtennisspielen ein.
Wer gerne am Kanal spaziert, kennt den etwa zweihundert Meter langen Abschnitt zwischen Trusepark und Innstraße: Dichte Sträucher, dazwischen Bauschutt, Hausmüll und kaputte Bänke. Und in den Büschen tummeln sich die Spatzen. Inmitten von mehreren Sanierungsgebieten vergisst man diesen Abschnitt. Dieser »weiße Fleck« ist Beispiel für den Flickenteppich einer Stadtentwicklung.
Der weiße Fleck liegt verheißungsvoll vor mir. Meine Scheu vor der Leere füllt ihn mit bunten Bildern von fröhlichen Menschen und Spatzen. Der weiße Fleck birgt die Chance, neue Ansätze zu erproben: Das »Nein« der Anwohnenden beinhaltet auch irgendwo ein »Ja«. Nur wie erreicht man die Neinsager und bringt sie dazu, ein positives Ziel zu formulieren?