Die Vielfalt mexikanischer Tortillas im Reuterkiez
Wie schon in der Pflügerstraße, wo sich das »Mucha Muchacha« mit Mezcal und traditioneller mexikanischer Küche ganz ohne Texmex-Klischees und TK-Convenience etabliert hat, setzt seit September auch in der Reuterstraße ein kleines Lokal lust- und kenntnisvoll auf die originalen Gaumenfreuden des einstigen Maya- und Aztekenreichs.
Amerika- und Mexiko-Kenner Boris Gilsdorff, der auch schon Dokus über die Verdrängung des Straßenhandels in Mexiko-Stadt drehte, und sein Team haben sich der Vielseitigkeit der – hier aus Biomais handgemachten! – Tortillas und generell authentischer mexikanischer Gerichte aus selbstgemachten frischen Zutaten verschrieben. Der Name »Madre Tortilla«, den ihr beliebter Streetfood-Stand und kurzlebiger 2019er Kreuzberger Pop-up-Imbiss trug, wich für die Kreuzköllner Niederlassung dem schlüpfrigen »Oh La Queca«. Queca ist umgangsspanisch für ein Nümmerchen, einen Quicky quasi. So nennt man hier allerdings auch die großen und gefüllt gebratenen Quesadillas, die in dem kleinen Gastraum, wo Stuck und weißgetünchtes Mauerwerk auf totenkopfige Papiergirlanden treffen, auf landestypisch blumenbunt gedeckten Tischen mit Bohnenmus, Käse, eingelegten roten Zwiebeln und Pico-de-Gallina-Salat serviert werden. Aktuell natürlich leider nur to go.
Zudem stehen kleine weiche Taco-Fladen (etwa Barbacoa-Style belegt mit sanft gegartem marinierten Rindfleisch für drei Euro), Chilaquiles (gebackene, in Soße gebadete Tortillachips), Tamales (gedämpfte gefüllte Maisblätter), Enchiladas oder Flautas (frittierte, mit Kartoffeln oder Huhn gefüllte und in Sahne, Käse und Zwiebeln getunkte Rollen/Flöten) auf der Karte. Kenner wählen den Maiseintopf Pozole, die dunkelrote Sopa Azteca oder – fürs späte Frühstück – Huevos, also Eier: gerührt als Revueltos oder als Spiegeleier-Divorciados auf Tortilla mit Käse, Bohnen, roter und/oder grüner Haus-Salsa und hier ohnehin omnipräsentem Koriander.
Ehrensache: die hausgemachte Mole, eine stundenlang gekochte mächtige Kräuter-Chili-Schokoladensauce. Dass als Ergänzung der Speisen außer Huhn, Ei und Rind auch Champignons, Kartoffeln, grüne Paprika, Soya-Chorizo oder ein »Jamaica Garden«-Mix aus Roter Bete, flachen grünen Bohnen und Hibiskusblüten gewählt werden können, freut die Fleischloses Bevorzugenden.
Wer sich in heimischer Küche mexikanisch austoben will, kann sich die Quesa-Tortillas, selbstredend die besten der Stadt, für sieben Euro das Pfund auch ohne alles mitnehmen und daheim füllen, drehen, schnippeln und klappen. Wie wär’s also mit einer kulinarischen Mexiko-Reise im Advent?!
hlb
Oh La Queca, Reuterstraße 36, Mo, Mi – Fr 14 – 21, Sa/So 12:30 – 21 Uhr, facebook: OhLaQueca, Email: socialmedia@ohlaqueca.de