»Stell dir vor, es ist Neukölln-Derby…«

Geisterspiele noch bis 21. August

Berliner Senat und Fußballverband bilden bundesweit die Nachhut bezüglich der Zulassung von Publikum bei unterklassigem Fußball – der aktuelle »Kompromiss« hätte unschöne Folgen unter anderem für den »SV Tasmania«.

… Und keiner guckt zu.    Foto: Hagen Nickelé

Das Interesse war groß am Neuköllner Derby – Ende Juli trafen der »SV Tasmania« und der »TSV Rudow« in einem Testspiel aufeinander. Doch am Ende blieben die Ränge leer. Streng genommen durfte man natürlich schon froh sein, dass der Ball angesichts der Coronavirus­pandemie überhaupt wieder rollt und der Startschuss in die neue Saison in den Spielklassen ab der Regionalliga abwärts im August wohl stattfinden kann. Schade um das Derby ohne Besucher war es aber schon – und auch ein wenig fragwürdig, weil Berlin als letzter Fußballverband in Deutschland dieser Regelung unterliegt. Zuvor, als das eingeschränkte Kontaktverbot in der Hauptstadt noch galt, waren einige Berliner Clubs sogar auf Plätze in Brandenburg ausgewichen, um Training und Tests durchführen zu können. Die dann von der Politik auf Druck der Vereine vorgenommene Lockerung ermöglicht nun zwar Fußballspiele in der Hauptstadt, aber bis zum 21. August eben ohne Besucher. An diesem Wochenende soll dann die Berlin-Liga mit dem »TSV Rudow« in die Spielzeit 2020/21 starten.
Kleiner Haken an der Sache: Regionalliga Nord­ost und NOFV-Oberliga Nord (mit Tasmania) beginnen schon eine Woche vorher. Dies würde nach aktuellem Stand bedeuten, dass die Berliner Vertreter an diesem ersten Spieltag zuhause ohne Publikum spielen müssten – im Gegensatz zu den anderen Teams aus dem Wirkungsbereich des Nordostdeutschen Fußball-Verbands in beiden Ligen. Davon betroffen wäre auch der »SV Tasmania«, der zum Oberligaauftakt mit dem »CFC Hertha 06« einen weiteren Hauptstadtvertreter erwartet – und somit nicht nur um eine standesgemäße Saisoneröffnung, sondern auch um eine nicht unerhebliche Summe aus Zuschauereinnahmen gebracht würde. Wie gesagt: Wäre die Regelung im gesamten Bereich des Deutschen Fußball-Bunds einheitlich, dass ohne Zuschauer gespielt werden muss, wäre das Ganze kein Thema. So aber bildet der Berliner Senat mitsamt dem Fußballverband (BFV) die Ausnahme – und sorgt damit für nachvollziehbares Unverständnis. Bleibt nur zu hoffen, dass bezüglich des Punktspielstarts noch Bewegung in die Sache kommt und auch zum Ligaauftakt der Berliner Regional- und Oberligisten Besucher zugelassen werden. Angesichts der sport- und gesundheitspolitischen Wirrungen gerät der Fußball ohnehin schon in den Hintergrund – deswegen sei hier auch noch das zumindest aus Neuköllner Sicht wichtige Ergebnis erwähnt: das »Geistertestspiel-Derby« gewann der »SV Tasmania« gegen den »TSV Rudow« mit 2:1.

Hagen Nickelé