Petras Tagebuch

Klingelingeling

Eine Fahrradklingel muss für mich wie eine Fahrradklingel klingen, also keine Hupe, kein Zwitschern oder ähnliches. Ich habe eine solche Klingel, die diesen Dienst erfüllt. Nur der Klingeldeckel will nicht so, wie ich es mir vorstelle. Sobald die Straße uneben wird, und das sind in Neukölln nahezu alle Seitenstraßen, klingelt diese Klingel vor sich hin. Dies ist für alle Fußgänger und auch für mich nervig, errege ich doch eine ungewollte Aufmerksamkeit.
Einmal verlor ich auf Kopfsteinpflaster den Klingeldeckel. Sofort kam ein Fußgänger angelaufen und über­gab mir das gute Stück. Nachdem ich mich bedankt hatte, schraubte ich ihn wieder auf und setzte meine Fahrt fort. Wenige Tage später löste sich der Deckel wieder. Ich hob ihn auf und schraubte ihn wieder an. So langsam schlich sich bei mir der Gedanke ein, dass ich diese Klingel nicht mehr haben wollte. Aber wie es so ist, siegte die Trägheit, und ich beließ alles beim Alten.
Es wunderte mich nicht, dass ich erneut den Deckel verlor. Diesmal dachte ich mir, dass er doch bleiben soll, wo er ist, nämlich auf der Straße und fuhr weiter.
Vielleicht waren es 500 Meter weiter, als mich ein Fahrradfahrer in einem Wahnsinnstempo überholte und mich schnitt, so dass ich anhalten musste.
»Du hast deinen Klingeldeckel verloren. Hier ist er, aber hast du das nicht gehört, das klapperte doch ganz laut!«
Sicherlich hatte ich das gehört. Um das Gesicht zu wahren, musste ich zur Notlüge greifen: »Entschuldige, aber meine Ohren sind gerade verstopft, ich höre schlecht. Vielen Dank für den Klingeldeckel.« Nun klappere ich weiter.