Horst Ever’s »Der König von Berlin«, neu gelesen
Wer einmal auf »Radio Eins« die lustigen Episoden von Horst Evers gehört oder ihn bei einem seiner Live-Auftritte erlebt hat, wird süchtig nach seinem trockenen Humor und seinen skurrilen Geschichten. Doch auch als Krimiautor weiß Evers zu überzeugen.
In seinem 2012 erschienenen Roman »Der König von Berlin« beschäftigt er sich mit einem fiktiven Rattenimperium in der Hauptstadt.
Wie Evers selbst kommt der junge und ehrgeizige Kommissar Lanner aus Niedersachsen. Seine Versetzung aus Cloppenburg nach Berlin sieht der Kommissar als die große Chance. Doch seine Erwartungen werden sämtlich und umgehend enttäuscht. Lanner wird von den Kollegen schikaniert und trifft auf eine Bevölkerung ohne den geringsten Respekt. Trotzdem lässt er sich nicht beirren und arbeitet hartnäckig an seinem ersten Fall, dem angeblichen Selbstmord Erwin Machalliks, des Chefs der größten Schädlingsbekämpfungsfirma von Berlin. Kurz nach dessen Ableben wird die Stadt von einer gewaltigen Rattenplage heimgesucht.
Die dramatische Entwicklung der Ereignisse – zur eskalierenden Rattenplage kommt mit dem Fund einer Leiche in einem Hinterhofgarten gleich noch ein weiterer Fall – überfordert Lanner bald noch mehr als die Stadt. Zu seinem einzigen Verbündeten wird ausgerechnet ein alter Mitschüler und Feind aus Cloppenburg, der schon vor langer Zeit in Berlin gestrandet ist und als Aushilfskammerjäger arbeitet. Nach und nach erfährt Lanner von den dunklen Machenschaften des Großunternehmers Machallik, der die Rattenplage gezielt steuerte, um Gelder von der Stadtverwaltung zu erpressen und zudem seinem Freund, dem Bauunternehmer Maschmann, lukrative Aufträge zuzuschanzen.
Die Geschichte bleibt spannend bis zur letzten Seite. Wie immer bei Evers kommt der Humor nicht zu kurz. Alltagskomik gepaart mit Berliner Schnauze und skurrilen Ausflügen ins Brandenburgische machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Nicht zuletzt beleuchtet das Werk auch den unterschätzten Beruf des Kammerjägers. Wer würde ahnen, dass diese dezent gekleideten und unauffälligen Herren eine so wichtige Rolle in der Stadt spielen?
pschl
Horst Evers, Der König von Berlin – Rowohlt. 19,95 €