Brasilien, Neukölln und Frauen

Vilson Sousa malt und kocht

Das größte ausgestellte Gemälde ist ein Prospekt über Vilson Sousas Geburtsland Brasilien. Das ganze Land wird symbolisch gespiegelt. Ein Indigener aus Amazonien eröffnet die bildliche Reise. Ein Bürohochhaus mit Fahrstuhl zeigt den Einbruch der Moderne an. Ein hohes Gebäude stellt die Hauptstadt Brasilia dar, die einem Flugzeug nach entworfen wurde. Danach kommen dampfende Schlote, die für die große Industriestadt Sao Paulo stehen. Auf dem virtuellen Weg nach Süden folgen Bäume, die von deutschen Siedlern gepflanzt wurden. Abschließend finden sich Rinder, getrieben von einem reitenden Gaucho.

Vilson im Weinladen. Foto: th

Der Prospekt zeigt Brasiliens Vielfalt. Schon dieses Bild strahlt farbliche Kraft aus, die den symbolischen Botschaften imposanten Ausdruck verleihen. Sousa bezeichnet sich treffend als »symbolischen Surrealisten«. Dabei benutzt er ausschließlich sechs Farben, aus denen er Mischtöne kreiert: Schwarz, Blau, Gelb, Rot, Karmin und Weiß. Brasilien, Neukölln und Frauen weiterlesen

Kiezgespräch

Zusammenstehen in der Krise

KuK: Welche Themen bewegen Sie in Ihrem Kiez?
Herr Janko: Mich bewegt der Stillstand gerade. In meinem Kiez, wie überall. Was passiert nach der Corona-Pandemie? Hier (Anm. d. Red.: Nordneukölln) sind die Bars, die Gastronomie doch ein so großer Wirtschaftsfaktor, vor allem für die hier Lebenden. Was wird aus den Leuten? Ich bin Angestellter und habe für den Moment noch Glück, aber auch in meinem Freundes- und Familienkreis sind nicht nur Gewerbetreibende betroffen, sondern es hagelt Kündigungen. Ich bin natürlich dankbar, dass die Politik hierzulande reagieren kann und das auch wird, trotzdem werden die Maßnahmen nicht für alle ausreichen. Deshalb müssen wir zusammenhalten und gemeinsam Lösungswege im Kleinen finden. Von Bürgern für Bürger – einfach mal an die Nachbarn denken zum Beispiel. Kiezgespräch weiterlesen

Basteln mit Rolf

EiPhone

Ostern fällt in den April. Da liegt es doch nahe, ein österliches Präsent, wie zum Beispiel ein EiPhone, unseren Lieben ins »Nest« zu legen. Dafür reicht ein gekochtes Ei, ein schwarzer Buntstift, etwas Ostergras und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Auf das gekochte Ei malen wir mit dem Buntstift eine Telefontastatur und ein rechteckiges Bildschirmfenster. Ob nun darauf noch »EiPhone« stehen soll, bleibt jedem selbst überlassen. Die Bemalung ist in wenigen Minuten erledigt. Ich habe bewusst auf einen lösungsmittelhaltigen Edding verzichtet, damit nichts ins Ei eindringen kann. Allen KuK-Lesern ein frohes Osterfest.

rr

Der unerwartet schwere Gegner

Reaktionen zwischen Arg- und Ratlosigkeit

Immerhin bis zum 12. März dauerte es, bis der Berliner Fußball-Verband (BFV) seinen Spielbetrieb für zunächst zehn Tage aussetzen sollte. Erst, als das Coronavirus gewissermaßen auch amtlich und unmittelbar in den Hauptstadtfußball Einzug gehalten hatte: Zwei Tage zuvor war nämlich öffentlich geworden, dass je ein Spieler eines Landesligavereins sich mit dem Virus infiziert hatte. Einer der beiden gehört der zweiten Mannschaft des »TSV Rudow« aus dem Süden unseres Bezirks an, woraufhin 22 Personen – Spieler und Trainer des Clubs – erst einmal in Quarantäne geschickt wurden.

Am 8. März verabschiedete Detlef Wilde (r.) noch Trainer Tim Jauer (l.) – acht Tage später musste seine eigene Verabschiedung dann ausfallen.   Foto: Hagen Nickelé

Die kommenden zwei Spiele der Mannschaft würden verlegt, stellte der BFV laut »Morgenpost« klar – und die »B.Z.« berichtete, dass die restlichen Rudower Teams den Trainingsbetrieb fortsetzen würden: »Der Rest des Vereins ist ja nicht betroffen und bis auf einen Spieler sind auch noch alle gesund«, zitierte das Boulevardblatt einen Vertreter des TSV. Was spätestens aus heutiger Sicht haarsträubend klingt, war zu diesem Zeitpunkt natürlich der Ahnungslosigkeit gegenüber dem Ausmaß der Epidemie geschuldet, die keiner der Beteiligten in dieser Form zuvor erlebt hat. Der unerwartet schwere Gegner weiterlesen

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Internationales Freundschafts­Jugendfußballturnier in Neukölln wird abgesagt

Am 8. Mai 2020 jährt sich der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 75. Mal. Erstmals ist dieser Tag in Berlin offizieller Feiertag.
Anlässlich dieses Gedenktags wollten der »BSV Grün-Weiss Neukölln 1950 e. V.« und der »TSV Rudow 1888 Berlin e. V.« ein zweitägiges Freundschafts-Jugendfußballturnier »Tournament of Peace« der Altersklasse U14/15 veranstalten. Eingeladen waren alle nationalen und internationalen Partnerstädte Neuköllns sowie Vertreter aus weiteren Ländern wie Polen, Weißrussland und Dänemark. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben weiterlesen

Petras Tagebuch

Trotz alledem

Es ist keine Schande, wenn man sich so richtig beschissen fühlt. So geht es mir gerade. Jeden Tag müssen wir alle mit neuen Tatsachen umgehen. Unsere ganze Kontinuität, unterbrochen durch persönliche Aufreger, ist aus den Fugen geraten. Unternehmen geraten ins Schleudern. Der Bund öffnet seine Taschen und schüttet Gelder aus. Mal sehen, wer dann davon profitiert. Dem asiatischen Modell folgend verwenden wir Mundschutze, halten Distanz oder verlassen gar nicht mehr die Wohnung.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Situation so hätte sein können, wenn eine Atombombe gefallen wäre. Die Sonne scheint, keiner fällt sofort zu Boden, es ist eine verhaltende Stimmung und wir sind alle von etwas Unsichtbarem bedroht. Petras Tagebuch weiterlesen