Trampelpfade auf der Späthbrücke

Schleichweg statt Umweg.    Foto: rr

Verkehrsministerium verhindert den Durchgang

»Besser Späth als nie« hieß 2017 hier ein Beitrag und machte Hoffnung, dass die 1906 gebaute Britzer Späthbrücke wieder für Fußgänger und Radfahrer geöffnet werden könnte. Das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk ist die einzige im Original erhaltene Brücke über den Teltowkanal. Der Bau der Mauer machte sie lange funktionslos. 1992 wurde sie vollständig saniert, um 2002 mit dem Bau der A113 abermals wieder geschlossen zu werden.
Vor drei Jahren am Weltwandertag erklärte an der Späthbrücke der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu (SPD), dass er sich seit Jahren für die Wiedereröffnung einsetze. Leider gehört die Brücke dem Bund, und das zuständige Verkehrsministerium zeigt keinerlei Interesse, dabei mitzuwirken.
Für Fußgänger und Radfahrer entstünde eine verkehrsberuhigte Abkürzung und würde helfen, die viel befahrene neue Späthbrücke zu umgehen. Ihre Freigabe wäre ohne sonderlichen Aufwand möglich. Auf Britzer Seite existiert noch die alte Späthstraße. Dorthin und auf Treptower Seite wäre nur eine Rampe nötig als Anbindung an den viel frequentierten Mauerradweg, der circa drei Meter tiefer dort direkt vorbei führt.
»Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott« sagten sich deshalb einige Bürger, die nicht weiter ewig warten wollten und öffneten selbst die Zäune. Ausgetretene Trampelpfade zeugen von intensiver Nutzung. Versuche, die eigenmächtige Brückennutzung wieder zu unterbinden, scheiterten am kollektiven Wunsch, die Brücke weiterhin zu nutzen.
Leider bleibt bislang das Queren nur etwas für sportlich Geübte. Auf einer Seite blockieren legosteinartige Betonquader den Weg. Warum auch immer ist freundlicherweise diese Mauer nicht überall gleich hoch und kann deshalb überstiegen werden, was keinesfalls als Aufruf zur Gesetzesübertretung verstanden werden darf. Auf der anderen Brückenseite erschwert eine grasbewachsene Böschung den Zugang zur Brücke, was dort dazu führte, dass eine »Treppe« in den Hang gegraben wurde.
Seit langem herrscht in Neukölln Konsens darüber, dass diese Brücke wieder genutzt werden sollte. Warum der Bund das weiterhin ignoriert, erschließt sich nicht wirklich. Die Schwarmintelligenz hat sich einfach über dieses Patt hinweg gesetzt. Hoffentlich weckt dieser Beitrag nicht ausgerechnet die, die die Schließung aufrecht erhalten müssen, was letztlich nur die illegalen Müllentsorger weiter anziehen dürfte.

rr