Enspannt und kontrolliert
KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Nicklas: Mich beschäftigen tatsächlich im Moment die positiven Aspekte der aktuellen Lage, wegen Corona, am meisten. Die ganze Geschichte löst bei mir ein Gefühl der Entspannung aus, auch wenn das vielleicht »falsch« ist. Ja, ich habe im Moment keine Arbeit, aber mache Kram, auf den ich Bock habe. Ich kann mich draußen viel entspannter bewegen, weil weniger los ist auf den Straßen, man fragt sich zweimal, ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, allein schon aus hygienischen Überlegungen. So kommt es, dass ich viel Zeit draußen im Kiez verbringe. Sogar mehr als vor der Quarantäne. Ich weiß, dass die negativen Aspekte da sind, natürlich. Unter allen Problematiken sieht man bei uns die wirtschaftlichen und finanziellen Einstürze für Kneipen und Cafés am offensichtlichsten. Ich vermisse es, in meine Stammlokale gehen zu können und dort zu verweilen.
KuK: Gibt es noch ein Thema im Kiez im Moment?
Nicklas: Ich sehe deutlich mehr Polizei auf den Straßen. Ich weiß nicht, ob mich das stört, ich fühle mich dadurch aber nicht wohler. Heute ist es mir besonders aufgefallen, da angesagt wurde, dass es warm wird. In der Weserstraße haben heute pro Stunde drei bis vier Polizeiautos patrouilliert. Das war schon ein seltsames Gefühl, um ehrlich zu sein. Wenn man zur Zeit in Kontakt mit der Polizei gerät, merkt man absolut, dass wir alle eingeschränkter leben, was noch verstärkt wird, durch die Anspannung der Beamten gerade. Der Ton ist sehr ruppig. Ich fühle mich aktuell auf jeden Fall sehr überwacht.
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*Nicklas, Finowstraße