Clubstandort in Neukölln gefährdet
Für den am südlichen Ende der Sonnenallee angesiedelten Elektroclub »Griessmuehle« endet ein turbulenter Monat. Denn erst Mitte Januar wurde von Seiten des Clubs bestätigt, was in den Wochen zuvor bereits gerüchteweise durch die sozialen Netzwerke und Onlineblogs geisterte: Das bekannte Party- und Kulturzentrum steht an seinem bisherigen Standort vor dem Aus. Da der aktuelle Eigentümer des Grundstücks, die »SIAG Property II GmbH«, den befristeten Mietvertrag aufgrund eines eigenen Verkaufsinteresses nicht weiter verlängerte, muss die »Griessmühle« ihre Pforten in Neukölln Ende Januar schließen.
Doch der Reihe nach: Kurz vor Silvester veröffentlichte die »Griessmühle« einen Hilferuf unter dem Motto »Safe Our Spaces«, um auf das generelle Clubsterben in Berlin und die daraus entstehenden Negativfolgen für die urbane Kulturwelt aufmerksam zu machen. Denn Läden wie die »Griessmühle« sind weit mehr als nur Orte des feuchtfröhlichen Hedonismus. Sie sehen sich vielmehr als Entfaltungs- und Rückzugsräume, als eigene Kultur, in der konventionelle Gesellschaftsnormen keine Rolle spielen. Neben Partys am Wochenende organisierte die »Griessmühle« vom Flohmarkt bis zur politischen Diskussionsrunde ein breites Spektrum verschiedener Veranstaltungsarten. Selbst die Politik (von BVV bis Bundestag) setzt sich mittlerweile verstärkt für die von Verdrängung bedrohten Clubs ein.
Dabei spielen neben ihrer sozialen Funktion jedoch auch wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle. Im Falle der »Griessmühle« verabschiedete die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am 22. Januar mit großer Mehrheit eine Entschließung, in der an den Investor appelliert wird, den Club zu erhalten. Zeitgleich nahmen auf dem Neuköllner Rathausplatz 500 Personen an einer Kundgebung teil, um sich mit den Forderungen der Club-Betreiber zu solidarisieren. Diese lauten: Bestandsschutz bestehender Clubs, Anerkennung der Clubs als Kulturstätten sowie langfristige innerstädtische Alternativen für bedrohte Standorte. Neben der Kundgebung läuft im Internet (nach wie vor) eine Petition mit dem Titel »Rettet die Griessmuehle«, die bereits nach drei Wochen über 40.000 Unterschriften verzeichnen konnte.
Nach positiven Gesprächen mit den Eigentümern des Geländes steht den Betreibern zu Folge immerhin fest, dass die »Griessmühle« zwar ab Anfang Februar geschlossen bleibt, eine künftige Nutzung am bisherigen Standort jedoch gemeinsam mit der Berliner Clubcommission geprüft werde. Außerdem wird ein Großteil des Kulturprogramms ab Anfang Februar in den Räumen der »Alten Münze« und des »Polygon Clubs« stattfinden.
mf