»Runder Tisch Sexarbeit« legt Handlungskonzept vor
Der »Runde Tisch Sexarbeit« hat für Berlin ein umfangreiches »Handlungskonzept« zur Verbesserung der Situation der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter vorgelegt. In sechs Sitzungen in wenig mehr als einem Jahr sowie in Arbeitsgruppen wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen und Schlussfolgerungen daraus gezogen. Die Arbeit erfolgte »auf Augenhöhe«. Mitglieder verschiedener Senatsverwaltungen, des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, der Polizei, Beratungsstellen und weiterer Behörden trafen sich mit Vertretern und Vertreterinnen der Sexarbeitenden und Bordellbetreibern. Es geht darum, der Diskriminierung von Sexarbeit entgegen zu treten, eine Grundvoraussetzung für die Verbesserung der Situation in der vielseitigen Berufssparte. Das übergeordnete Ziel des Gremiums ist, dass Sexarbeitende ihre Tätigkeit ohne Diskriminierung unter sicheren und menschenwürdigen Bedingungen ausüben können.
In Berlin sind zurzeit 1.995 Sexarbeitende registriert. 8.000 werden geschätzt. Als Mitglieder des Abgeordnetenhauses haben daher die Neuköllnerinnen Anja Kofbinger (Grüne) und Derja Çağlar (SPD) zusammen mit ihren Koalitionskollegen der Linken frühzeitig und erfolgreich einen Antrag zur Einrichtung des »Runden Tisches Sexarbeit« eingebracht.
Dieses Gremium hat sehr gute Ergebnisse erzielt. Das Handlungskonzept erstreckt sich über verschiedene Schwerpunkte: Ausbau der Präventionsarbeit zur Gesundheitsförderung, Verstärkung der Antidiskriminierungsarbeit durch Öffentlichkeitsarbeit, Verbesserung der bestehenden Strukturen und Angebote, niedrigschwelliger Zugang zu Informations- und Beratungsangeboten, sowie die Förderung von Peer-Arbeit gehören dazu.
Warum und unter welchen Umständen Menschen der Sexarbeit nachgehen, hat der »Runde Tisch« nicht ausdrücklich beantworten wollen. Hervorgehoben wurde, dass diese Arbeit eine Perspektive bieten könne, sofern sie freiwillig ausgeübt werde. Die Sexarbeiterin Johanna Weber, die für den »Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen« am Runden Tisch teilnahm, sagte: »Wir vom Berufsverband begrüßen es sehr, dass vor allem auch zahlreiche Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter selbst in das Gremium einbezogen wurden. Nun müssen den Worten auch Taten folgen.«
th
https://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/politik-und-verwaltung/runder-tisch-sexarbeit/handlungsempfehlungen-des-runden-tisches-sexarbeit-877519.php
Die vom Berliner Senat geförderte Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen Hydra e.V., über deren Neuköllner »Hydra Café« Kiez und Kneipe berichtete, und die initiativ am Runden Tisch teilnahm, hob zu unserem Artikel hervor, dass Hydra »kein Selbsthilfeverein für Huren« sei, sondern eine Beratungsstelle mit langjähriger Erfahrung, die qualifizierte Arbeit vor allem auf Peerbasis leiste.