»Geht‘s auch ‘ne Nummer kleiner?«

Signa stellt Pläne für den Karstadt-Neubau am Hermannplatz vor

Zentrales Thema der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 21. Januar war der Antrag der CDU-Fraktion »Neukölln unterstützt das Neubauvorhaben von Karstadt am Hermannplatz!« Timo Herzberg, CEO des Karstadt-Eigentümers Signa Deutschland, und Thibault Chavanat, Projektmanager im Unternehmen, stellten den Bezirksverordneten die Pläne des Konzerns vor, den Karstadtbau aus dem Jahr 1929 wiederauferstehen zu lassen.
Das Projekt bleibt umstritten. Etwa 150 Anwohner demonstrierten vor der Sitzung gegen den Abriss des 50er-Jahre-Hauses. Sie befürchten Immobilienspekulation und Tourismus und als Folge davon die Verdrängung von Mietern und Gewerbetreibenden. Rund 1.200 Unterschriften haben sie inzwischen gegen das Projekt gesammelt.
Der Umbau sei unbedingt notwendig, erklärte dagegen Chavanat, denn die Besucherzahlen im Kaufhaus seien seit mehr als zehn Jahren rückläufig, der Umsatz um die Hälfte eingebrochen. Weil deshalb immer mehr Flächen untervermietet worden seien, sei inzwischen ein »Geschäfte-Wirrwarr« entstanden. Auch das Parkhaus stehe zur Hälfte leer – eine ineffektive Nutzung innerstädtischer Fläche.
Signa plant, die Gewerbefläche im Haus um rund 30 Prozent zu erhöhen mit Karstadt als Hauptmieter. Die Investoren versprechen auch den Bau von Sozialwohnungen, dazu Raum für soziale und kulturelle Nutzungen. Finanziert werden solle das durch die Vermietung von Büroräumen an zahlungskräftige Mieter.
Konkrete Baupläne gibt es noch nicht, ebenso wenig einen Bauantrag. Aber das Gebäude solle eine »identitätsstiftende Architektur« haben, sagte Chavanat.
Mit der Herstellung der historischen Kubatur sei es nicht getan, konstatierte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne). Die Nutzungen müssten konkret definiert werden. Er habe leider immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die versprochenen sozialen Projekte im Laufe der Zeit immer kleiner wurden und am Ende nicht mehr zu erkennen waren.
Auch die Ausschussvorsitzende Marlies Fuhrmann (Linke) merkte an, dass es nicht nur um Karstadt gehe, sondern auch um die umliegenden Bezirke und darum, wie sich so ein Mammutprojekt in die Kiezstruktur einfüge.
Dass viel zu viele Fragen offen blieben, war auch aus den Reihen der Anwohner zu hören, die als Gäste an der Sitzung teilnahmen. Überhaupt sei das ganze Projekt viel zu groß. »Geht‘s nicht ‘ne Nummer kleiner?« brachte es eine Fragestellerin auf den Punkt.
Die CDU zog ihren Antrag am Ende zurück. Es bestehe noch Redebedarf, sagte ihr Fraktionsvorsitzender Gerrit Kringel.

mr