Die Kinder des Krieges

Videoinstallation im Museum Neukölln

Die Videokünstlerin Ina Rommee hat gemeinsam mit dem Fotografen Stefan Krauss acht Neuköllner, die zwischen 1929 und 1938 geboren wurden, nach ihren Erinnerungen an die Kriegsjahre und die Jahre danach gefragt. Die daraus entstandene Videoinstallation ist bis zum 5. April im Museum Neukölln auf dem Gutshof Britz zu sehen und zu hören.

Acht Zeugnisse des Krieges.   Foto: mr

Die Besucher nehmen auf weißen Stühlen vor acht Monitoren Platz, die so nebeneinander angeordnet sind, dass der Eindruck entsteht, die drei Frauen und fünf Männer säßen an einem Konferenztisch dem Betrachter gegenüber. Reihum erzählen sie aus ihrem Leben. Durch den Schnitt und die Montage erscheinen die Erzählungen dabei wie ein wechselseitiges Gespräch.
Es geht um den Alltag in der Schule, beim »Bund deutscher Mädel« oder der »Hitlerjugend«; darum, wie sich Menschen veränderten, sobald sie eine Uniform anzogen. Es geht um die Angst und die Ungewissheit über den Verbleib des Vaters im polnischen Exil wie bei Karol Kubitzki oder wie bei Georg Weise, der lange nicht wusste, dass sein Vater zu 15 Jahren Haft wegen Widerstands-Aktivitäten gegen die Nazis verurteilt worden war.
»Nichts kann die Schrecken des Krieges besser dokumentieren als die Erzählungen derer, die dabei waren«, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) bei der Eröffnung am 10. Januar. Die 75 Jahre Frieden seitdem seien ein großes Geschenk. Aber »Frieden fällt nicht vom Himmel, sondern bedeutet ständige Anstrengungen«, beschwor er die Gäste im vollbesetzten Ausstellungsraum.
»Solange wir noch Zeitzeugen haben, müssen wir ihnen zuhören«, sagte auch Kulturstadträtin Karin Korte (SPD). Sie erinnerte daran, dass heute wieder viele Kinder aus Kriegsgebieten in Neukölln leben, die Ähnliches erlebt haben und damit fertig werden müssen.
»Es ist ein großes Verdienst, dass Ina Rommee und Stefan Krauss denjenigen eine Stimme geben, die den Krieg und seine Folgen am eigenen Leib erfahren haben«, sagte Museumsleiter Udo Gößwald. Denn »die Nachwirkungen des Nationalsozialismus beeinflussen unsere Gegenwart und betreffen in vielschichtiger Weise unsere Familien und auch uns selbst als Nachgeborene in unseren Prägungen, Identitäten und unserer Weltsicht«.
Es gibt nicht mehr viele dieser Menschen, die noch aus eigener Erfahrung über die Zeit des Nationalsozialismus berichten können. Mit Stanislaw Karol Kubicki, Jahrgang 1929, ist einer der in der Installation zu Wort Kommenden bereits verstorben.

mr