Von Drogen, Krankheit und Engagement
KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Tobias: Ich sehe täglich Drogenkonsumenten, zuhause auf der Treppe, in den umliegenden U-Bahnstationen, am Hermannplatz, und das bewegt mich. Erstens ist es erschreckend, wie viele Menschen unter Drogensucht leiden, zweitens finde ich die Situation dramatisch für uns alle. Wir müssen einen Umgang finden. Ich weiß, dass es diverse stationäre Angebote gibt, wo Betroffene sichere Räume für den Konsum finden, und das ist wichtig. Die Menschen sind doch schon stigmatisiert genug, denn meistens gehen diese Erkrankungen mit anderen Komplikationen wie Obdachlosigkeit einher. Mir ist auch klar, dass es einige Sozialarbeiter in Nordneukölln gibt, die den Konsumenten helfen. Doch trotz allem sehe ich so viele, die auf der Straße und in irgendwelchen Ecken konsumieren. Manchmal denke ich mir, dass eine Entkriminalisierung von Drogenbesitz sinnvoll wäre, denn so gibt es die Chance, dass Drogensucht irgendwann auch in der Öffentlichkeit als Krankheit angesehen wird und Menschen mit diesen Problemen nicht mehr als asozial und kleinkriminell betrachtet werden.
KuK: Was ist denn besonders schön an deinem Kiez?
Tobias: Neben der kulturellen Vielfalt mit alten Eckkneipen, internationaler Küche und so viel Raum für freie Entfaltung schätze ich das soziale Engagement im Kiez. Ja, ich habe gerade ein großes Problem angesprochen und doch erkenne ich, dass sich der Bezirk, soziale Träger und vor allem Bürgerinnen und Bürger füreinander einsetzen. Die Vernetzung ist großartig! Kommen in Neukölln rassistische Taten oder Gentrifizierungsvorgänge ans Licht, stehen die Leute auf. Das gibt mir Hoffnung und die Kraft, selbst zu handeln für mich und mein Umfeld.
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*Tobias, Flughafenstraße