»Froschkönig« in Gefahr
Inzwischen hat es gut und gerne Symbolcharakter: Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste (Grüne) trifft sich mit Mietern eines Hauses, das verkauft worden ist. Diesmal eine Woche vor Heiligabend in der über den Schillerkiez hinaus bekannten sozialen Institution und Kiezkneipe »Froschkönig« in der Weisestraße 17, eben in dem Mietshaus, das gerade verkauft worden ist.
Damit beginnt auch die zweimonatige Frist, in der der Bezirk sein Vorkaufsrecht über einen sogenannten Drittkäufer, in der Regel eine städtische Wohnungsbaugesellschaft, ausüben kann. Für diese erscheint auf Grund des »Berliner Mietendeckels« der Ankauf derzeit nicht unbedingt lukrativ. Biedermann sieht trotzdem eine reelle Chance, da sowohl das Bezirksamt Neukölln als auch eine Wohnungsbaugesellschaft ihre Bereitschaft erklärt haben. Da die Weisestraße 17 in einem »Milieuschutzgebiet«, also in einem »Sozialen Erhaltungsgebiet«, liegt, könnten die Mieter Glück haben, dass das Vorkaufsrecht ausgeübt wird. Einige von ihnen leben seit vielen Jahrzehnten in diesem Haus.
Sie haben sich sofort organisiert und treffen sich nun regelmäßig zum Informationsaustausch im »Froschkönig«.
»Uns könnte leider auch die Kündigung ins Haus stehen,« sagt Stefan Lange, der Betreiber der Kiezkneipe. »So läuft es nach einem Hausverkauf leider meistens für ältere Gastrobetriebe, und die Kündigungsfrist für Gewerbe ist sehr kurz. Wie auch immer, wir machen mit unserem Programm weiter wie geplant.«
Das heißt, das reichhaltige Kulturprogramm mit Lesungen, Livemusik und Filmclub läuft weiter.
Ohne den »Froschkönig« ebenso wie ohne das »Syndikat« ist der Schillerkiez auch schwer vorstellbar.
Alles in allem sei dies kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sagte Biedermann. Er werde sich für die Mieter und das Haus einsetzen. Sicher ist, dass der Weisestraße 17 und dem »Froschkönig« wegweisende Tage ins Haus stehen.
bs und mf