Neue Technik in der Bezirksverordnetenversammlung

Mobbing-Trainer unter Beschuss

Die Bezirksverordnetenversammlung wird modern. Bei der Sitzung am 30. Oktober wurde zum ersten Mal eine elektronische Abstimmungsanlage eingesetzt. Mit einer persönlichen Fernbedienung können zukünftig die Bezirksverordneten auf Knopfdruck abstimmen. Das Ergebnis wird auf einer großen Leinwand angezeigt, entweder namentlich oder bei geheimen Abstimmungen als Gesamtergebnis. Das spart Zeit, denn bei den, besonders bei der AfD beliebten, geheimen Abstimmungen mussten die Sitzungen für die Stimmabgabe und die anschließende Auszählung immer für mehrere Minuten unterbrochen werden.

Abstimmungstafel.      Foto:mr

Nach einigen Testabstimmungen hatten sich alle an die neue Technik gewöhnt und fanden die richtigen Knöpfe.
Außerordentlich emotional wurde es dann bei der Diskussion um den Antrag von Mirjam Blumenthal (SPD), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses (JHA), und der Grünen. Sie fordern das Bezirksamt dazu auf, grundsätzlich keine Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Anti-Mobbing-Trainer Carsten Stahl zu unterstützen. Der Ausschuss hatte das bereits im März mehrheitlich entschieden.
Mirjam Blumenthal begründete die Entscheidung danach in einem Facebookpost und erklärte, mit diesen Methoden würden Kinder und Jugendliche verbal erniedrigt.Schulstadträtin Karin Korte (SPD) erklärte, auch der Bezirks­elternausschuss habe sich dafür ausgesprochen, nicht mit Stahl zusammenzuarbeiten. Jugendstadtrat Falko Liecke dagegen unterstützt ihn ausdrücklich und stellt für seine Kampagne sogar sein Foto zur Verfügung. Er ist überzeugt, »für Jugendliche, die kein anderer mehr erreicht, könnte Stahl ein Türöffner sein.« Auch Christopher Förster (CDU) meinte: »Stahl ist authentisch. Manchmal wirkt es besser, wenn jemand mit dieser Biographie eine klare Ansage macht.

Autorisiertes Werbebild von Jugendstadtrat Falko Liecke. Quelle: https://www.facebook.com/pg/CAMP.STAHL.By. Carsten.Stahl/photos/

Stahl selber hatte kurz vor der BVV ein Video veröffentlicht, in dem er Blumenthal persönlich angreift und ihr rät, sie solle sich mal warm anziehen, denn er habe »Millionen von Followern«. Außerdem kündigt er an, Strafanzeige gegen sie zu erstatten.
»Herr Stahl ist Mobbingexperte. Keiner mobbt so gut wie er«, kommentierte das Bernd Szczepanski. »Die Methode Stahl wirkt, die Aggressivität im Raum ist unerträglich«, klagte Thomas Licher (LINKE).
Nach rund eineinhalb Stunden Diskussion wurde der Antrag mit den Stimmen der SPD, Grünen und Linken gegen die CDU und die AfD angenommen. Die FDP enthielt sich.
mr