Köstliche Masse aus Britz in die Welt
Nach einer Studie von 2017 ist die Weihnachtszeit die wichtigste Saison für den Kauf von Süßigkeiten. Da kauft jeder Deutsche rund ein halbes Kilo Süßkram. Platz Eins auf der Süßwarenhitliste belegen Schokoladenfiguren, schon auf Platz Zwei stehen Marzipanprodukte. Die Hauptzutat, eine Paste aus Mandeln und Zucker, kommt dabei nicht etwa nur aus Lübeck. Britz produziert über 20.000 Tonnen jährlich und ist damit führend.
Die Experten sind sich einig, Marzipan hat seinen Ursprung im Orient. Thomas Mann kreierte wohl deshalb den begriff »Haremskonfekt«. Dennoch reklamieren sowohl Lübeck als auch Kaliningrad (ehem. Königsberg) weiterhin, Erfinder des Süßteigs zu sein. Lübeck verbreitet, es sei um 1407 während der Hungersnot als Brotersatz entstanden, als es damals nur noch Zucker und Mandeln gab. Plausibel ist die Legende nicht, da beide Zutaten damals sehr wertvoll waren und gut gegen weit größere Mengen Brot oder Fisch hätten eingetauscht werden können.
Das vermutlich aus Persien kommende Marzipan avancierte früh beim gehobenen europäischen Adel zur Edelnascherei. Im Barock wurde es auch als Modelliermasse für essbare Schaustücke beliebt. 1514 verbot die Stadt Venedig das Vergolden dieser Masse als übertriebenen Luxus. Apotheker stellten früh die Süßware her und, mit Rosenwasser versetzt, wurde es auch als Arzneimittel verkauft, was sowohl als Potenzmittel, als auch gegen Verstopfung und Blähungen helfen sollte.
1530 wurde »Marzapaen« erstmals in den Lübecker Zunftrollen erwähnt, aber erst um 1800 entstand der Ruf »die Marzipanstadt« zu sein. Der Konditor Johann Georg Niederegger gründete 1804 seine immer noch bestehende Marzipanmanufaktur. Die älteste Berliner Marzipanfabrik wurde 1860 vom Lübecker Konditormeister Rudolf Moll gegründet und fabriziert noch heute in der Ballinstraße. Nicht weit entfernt, in der Späthstraße, produziert die Firma Lemke, gegründet 1910, Marzipanrohmasse. Beide Britzer Firmen agieren weltweit.
Jüngere Gründungen sind ebenfalls in Britz beheimatet. Seit 1999 gibt es Biomarzipan aus der Gradestraße, und der Iraner Hamid Djadda mit seiner Firma »Ohde«, lässt die Rohmasse für sein Neuköllner Marzipan in der eigentlichen »Marzipan-Hauptstadt« Neukölln produzieren. Seine 2018 eingeführten Pralinéwürfel sollen »Ohde« international als exquisite Marke etablieren. Daneben möchte er dem Bezirk auch etwas zurückgeben. Ein Teil des Gewinns fließt in eine Stiftung, die ausschließlich Neuköllner Schulprojekte fördert.
rr
Neuköllner Marzipan:
www.lemke.de,
www.moll-marzipan.de,
www.ohde.berlin,
www.biomarzipan.de