Russisch tierlos am Kamin

Lecker kuscheln zu Omsker Küche im »Kuschlowski«

Zakuska, ras, dva, tri – so unterteilt sich die Speisekarte im »Kuschlowski« in der Weserstraße. Ja, hier geht es ein wenig russisch zu. 2007 startete das »Kuschlowski« auf der Ausgehmeile und wurde mit Kaminfeuer, originellen Lampen und Hockern aus Eimern und vor allem großer Auswahl an Wodkas, zu denen kleine Häppchen aus Pumpernickel, Speck und Gurke gereicht wurden, zum beliebten Treffpunkt. Als die Inhaber Lust auf Neues hatten, griff Artem zu, Inhaber der kiezprägenden »Vater Bar« (um die Ecke in der Reuterstraße) mit ihrem russischen Wohnzimmercharme.

RUSSISCHES Kombinat.    Foto: hlb

Der Kamin ist geblieben, auch die nach einem Umbau individuell rustikale Einrichtung mit »mehr Kneipen- als Restaurantflair« – und die Wodkas. Artem, aus dem Omsker Umland stammend, reduzierte sie aber auf drei richtig gute russische, etwa mit Birke gebrannt. Und er machte das Getränkelager zur Küche. Platz schaffte ein hochbett­artiges Konstrukt über dem Bartresen. Selbst gerade Vegetarier geworden, bot er nun auch Speisen an; dass sie vegetarisch oder vegan waren, fiel vielen gar nicht auf, so selbstverständlich wirkten der vegane Döner oder die Suppen.
Inzwischen hat er eine rein vegane Karte mit Tapassnacks (zakuska), die erweitert, dosiert und kombiniert zu Bowls und größeren Gerichten werden.
Claudia aus Polen und ein italienischer Koch setzen neuerdings die traditioneller russischer Kochkultur verbundenen Rezepte Artems gekonnt um. Fleischloses Essen ist Russen, gerade orthodoxen, ja wohlbekannt – sei es zur österlichen Fastenzeit oder aus Armut. Artems Pelmeni, üblicherweise mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, sind Wareniki, mit Reis, Zwiebeln und grünen Linsen gefüllt. Aus Kraut und Rüben und Knollen aller Art, Champignons, Hülsenfrüchten, Gemüse, vor allem Auberginen, Salat, Getreide, Pflaumen, Oliven, Ölen und Kräutern entstehen im »Kuschlowski« schmackhafte Gerichte. Teigtaschen aus Hafer und Kokosmilch, veganer Kaviar und eigene Lachs- und Milchprodukt-Äquivalente lassen nichts vermissen. Buchweizen lässt sich hier ganz neu entdecken, Tofu und Seitan halten sich angenehm zurück. Blini und Chytshyn wie die hier sollten Standards jedes gesunden Speiseplans sein.
Reichlich Alkoholika und andere wärmende Getränke gibt es natürlich auch, so dass dem gemütlichen Kuscheln mit gutem Gewissen und Kaminwärme diesen Herbst im Reuterkiez nichts im Wege steht.

hlb
Kuschlowski,
Weserstraße 202,
tgl. ab 19 Uhr bis spät, facebook: Kuschlowski