Von Hunden und Haltern
Seit vielen Jahren habe ich das zweifelhafte Vergnügen, die Entwicklung von Hunden und deren Besitzern zu verfolgen. Lustig war die Zeit mit Pudeln, auch wenn das Kupieren der Schwänze Tierquälerei war. Die unterschiedlichen Arten des Scherens gaben hinreichend Auskunft über die Besitzer. Der ungeschorene Pudel gehörte zum Freigeist, der akkurat rasierte zum Buchhalter und seiner wohl frisierten Ehefrau. Ältere Damen bevorzugten den niedlichen Pudel als Kuscheltier, und die ältere Künstlerin färbte ihn auch gerne rosa.
Dann gab es die Zeit, als Kampfhunde modern wurden. Leider legten sich zu viele Menschen einen solchen zu, um ihn als Waffe einzusetzen. Das war die Zeit, in der ich am häufigsten fluchtartig die Straßenseite wechselte. Gefühlt war das für mich die unsicherste Zeit unter Hunden. Der Gesetzgeber erlöste uns von der Plage. Heute gibt es zwar noch immer Kampfhunde, die zeichnen sich jedoch durch Friedfertigkeit aus. Es gibt ein solches Exemplar im Schillerkiez in der »Molle«. Dieser Besitzer hat alles richtig mit seinem Hund gemacht, wie auch immer er aus einem Kampfhund ein Lämmchen gemacht hat.
Zur Zeit finde ich die Hundevielfalt beeindruckend. Da gibt es die Dame, die sich auf Dackel spezialisiert hat. Neben ihrem eigenen betreut sie auch fremde Hunde. Aber es müssen Dackel sein. Wenn ich diese kleine Gruppe an meinem Fenster vorbeiziehen sehe, bietet sich ein Bild der Harmonie.
Ein schönes Erlebnis für die Gäste des »Stammtisches« ist Lotti, ein Boxer. Vielleicht ist sie nicht mehr die Jüngste, dafür ist sie sehr anhänglich. Gerne setzt sie sich auf den Schoß der Gäste, vergisst dabei allerdings, dass sie mindestens 25 Kilogramm wiegt. Erst wenn der Chef mit dem Hundeheim droht, lässt Lotti etwas traurig den Gast in Ruhe.
Im Kranoldkiez gibt es ein Pärchen, Herrchen und Boxer sind gemeinsam in die Jahre gekommen. Bewegungen und Aussehen gleichen sich mehr und mehr. Es ist wie bei alten Ehepaaren, die wie zusammengewachsen wirken.
Am liebsten sind mir jedoch die Hunde, die wie Straßenköter aussehen. Sie haben immer ein Ziel vor Augen und versuchen, es mit Charme zu erreichen. Sie lassen sich nichts sagen, wirken immer fröhlich und bekommen alles von mir.