Fenster, die es gar nicht gibt

Roboter und Bedeutungsfragen im KINDL

Das Kesselhaus, groß und quadratisch, im KINDL Kulturzentrum hat auf einmal plastische Fenster. Der Betrachter schaut nach außen. Künstlerisch ungenutzt würde der Besucher nur hohe Betonwände sehen. Nun sieht er ins offene Freie ins Licht, und die Sehnsucht danach kann befriedigt werden. Möglich macht dies die Fotoausstellung von Bettina Pousttchi unter dem Titel »Panorama«, die vom 1. September 2019 bis 10. Mai 2020 zu sehen ist.

FEnster oder Fake?   Foto: pm   

Im Maschinenhaus 1 stellt der Norweger Bjørn Melhus bis zum 16. Februar 2020 »Free Update« vor. Er ist auf Videokunst spezialisiert. Dabei verkörpert Melhus die unterschiedlichsten und oft höchst bizarren Akteure seiner Filme stets selbst. Neben Arbeiten wie »The Theory of Freedom« (2015) und »Can You See My Art?« (2018) ist in der Ausstellung Bjørn Melhus’ neuester Film »Sugar« (2019) zu sehen, in dem ein beseelter, emotionaler Roboter gegen den Narzissmus des sozial abgestumpften Menschen ankämpft. Dieser Film kehrt quasi die aktuellen Verhältnisse um, in denen künstliche Intelligenz als nützlich, doch nicht emotional verstanden wird, und die Bilder, die der Darsteller liefert, bewegen.
Es geht weiter im Maschinenhaus 2. Dort ist bis zum 2. Februar eine Doppelausstellung von Natalie Czech und Friederike Feldmann zu sehen. Für diesen »dialogischen Kontext« wurden auch neue Arbeiten konzipiert. In der heutigen medialen Welt wird die Bildhaftigkeit von Wort und Bild und deren Bedeutungen hinterfragt. Diese Doppelausstellung bringt die Werke der beiden Künstlerinnen in einen dialogischen Kontext und zeigt auch ganz neue, zum Teil für die Ausstellung konzipierte Arbeiten. Natalie Czech und Friederike Feldmann thematisieren in ihren Arbeiten die Bildhaftigkeit von Text und Schrift und hinterfragen, ab wann Bedeutungen entstehen. Konzeptionelle Fotografien von Czech ergänzen sich mit abstrakten Zeichen, die sich in den Bildern von Frederike Feldmann in Anlehnung an die lateinische Schrift ausdrücken, doch nicht lesbar sind, zumindest nicht in gewohnter Weise, eher kalligraphisch.
Leider sind das die vielleicht letzten Ausstellungen, die unter der künstlerischen Direktion von Andreas Fiedler stattfinden. Ab Frühjahr 2020 wird er sich nach acht Jahren wieder hauptsächlich seiner Arbeit als freier Kurator widmen. Dem »KINDL Zentrum für Zeitgenössische Kunst« bleibt er als künstlerischer Beirat zum Glück erhalten. »Der Zeitpunkt scheint mir für die Übergabe an eine neue künstlerische Leitung ideal zu sein: Die Strukturen im KINDL sind gefestigt und konsolidiert, die Institution ist in der Berliner Kulturlandschaft gut eingeführt und ein tolles Team garantiert funktionierende Abläufe.« Kiez und Kneipe sagt Andreas Fiedler »Herzlichen Dank«.

th