Von Sträuchern, Bänken und Beton
Der Umbau des Weigandufers erhitzt weiterhin die Gemüter. Unter dem Slogan »Biotope statt Beton« protestierte die Initiative »Kiezmiezen« vor Beginn der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 28. August gegen die geplanten Rodungen.
»Die bis jetzt noch bestehenden Gehölze bieten Schatten und Lebensraum für verschiedenste Vögel und Insektenarten. In der vom Bezirk geplanten, stark verringerten Ersatzbegrünung, finden diese keine Rückzugsräume mehr. Für das Grünflächenamt steht jedoch vor allem die kostengünstigste Pflege im Vordergrund«, behauptet die Initiative in ihrem Aufruf.Bezirksbürgermeister Martin Hikel weist die Anschuldigungen zurück. Es seien gerade die mit dem Klimawandel vermehrt auftretenden Starkregenereignisse, die umweltverträglich bewältigt werden müssten, sagte er in seiner Antwort auf zwei Anwohneranfragen in der BVV. Damit das Wasser nicht ungefiltert in den Kanal läuft, sei der Bau von Versickerungsmulden unvermeidlich. Diese Maßnahme sei mit der Erhaltung der vorhandenen Sträucher nicht vereinbar. In einem Pflanz-Workshop wurden inzwischen gemeinsam mit Anwohnern und dem BUND Bepflanzungspläne entwickelt. Demnach sollen im Bereich der Mulden mehr als 300 neue heimische Sträucher in einer Wuchshöhe von ein bis vier Metern gepflanzt werden – von Heckenkirsche, Liguster und Weißdorn bis hin zu Weinrosen und roten und schwarzen Johannisbeeren. Außerdem sollen zwölf neue Bäume gepflanzt werden, um die Baumreihe am Ufer zu schließen. Zusätzlich zu den derzeit als Sitzgelegenheiten genutzten Betonquadern sollen künftig auch Bänke mit Rückenlehnen aufgestellt werden, versprach Wieland Voskamp, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes am Rande der Sitzung.
Anschließend ging es zügig weiter, so dass am Ende der Sitzung alle vertagten Drucksachen abgearbeitet waren. So wurde das Bezirksamt gebeten, die derzeit unerträglich lange Bearbeitungszeit von Wohngeldanträgen durch personelle Verstärkung des zuständigen Wohnungsamts auf einen vertretbaren Zeitraum zu verkürzen.
Mit Mehrheit wurde außerdem beschlossen, dass an einem geeigneten öffentlichen Ort in Berlin eine zentrale Gedenkstätte für im Dienst getötete Polizisten errichtet wird. Das Bezirksamt wird daher gebeten zu prüfen, ob dem Land Berlin hierfür der Standort Neukölln angeboten werden kann. Ebenfalls mit großer Mehrheit wurde beschlossen, eine würdige Feier des 100. Geburtstages der Neuköllner Gartenarbeitsschule auszurichten. Das Geld sei bereits eingeplant. »Wir lassen es richtig krachen«, versprach Stadträtin Karin Korte (SPD).
Bereits im Januar hatte Christian Hoffmann (Grüne) den Antrag gestellt, dass sich das Bezirksamt mit den zuständigen Stellen der Deutschen Post AG in Verbindung setzt, um die beschmierten Briefkästen zu reinigen. Auch dieser Antrag wurde bei einer Enthaltung angenommen.
Allerdings war da der Brief bereits unterwegs. Gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden hatte ihn der Bürgermeister vor der BVV in eines der Problemobjekte eingeworfen.
mr