Swingen ohne Zwiespalt

Respekt für freie Körper

An der Oberlandstraße 1, bereits Tempelhof, besuche ich die »Swingeroase Zwiespalt«, um mit dem Geschäftsführer ein Interview zu führen. Eine freundliche und gut gekleidete Dame lässt mich ein und führt mich in den Barbereich. Ich darf am Tresen Platz nehmen und ein alkohol­freies Getränk bestellen.

Vorraum zum Entspannungsbereich.    Foto: pr

Die Bar ist gemütlich mit Sesseln, Sofas und bequemen Barhockern eingerichtet. Das Licht ist gedämmt. Eine Tür in Form eines großen beleuchteten Herzens führt in die Rückzugsräume. Das anwesende Publikum ist leicht bekleidet und wirkt entspannt. Im Nachmittagsbetrieb ist der Club weniger besucht als am Wochenende oder abends.Männer und Pärchen zahlen einen wettbewerbsfähigen Preis. Frauen haben freien Eintritt. Alle Getränke sind im Preis inbegriffen, ausgenommen Champagner, Cocktails und pure Spirituosen. Am Wochenende und mittwochs wird sogar ein Buffet bereitgestellt. Regelmäßige Mottopartys und spezielle Cocktailabende sorgen für Abwechslung in der »Swingeroase Zwiespalt«. Umkleiden, klimatisierte und gepflegte Rückzugsräume, ein Saunabereich mit Whirlpool und Duschen sowie ein BDSM-Raum stehen den Gästen zur Verfügung. Der Swingerclub hat rund um die Uhr geöffnet.
Der Inhaber bertreibt den Laden seit 12 Jahren. »Um Missverständnissen vorzubeugen: Sowohl ich als auch unser Barpersonal beteiligen sich an keinen sexuellen Aktivitäten. Uns geht es um die Swingerclubkultur und darum, den Swingern unserer Stadt als auch Gästen aus aller Welt einen Ort zu bieten, um ihre Phantasien auszuleben. Dabei beruht aber alles auf völliger Freiwilligkeit. Besonders wichtig ist uns der Respekt voreinander, vor allem gegenüber Frauen. Männer, die sich nicht den Regeln entsprechend verhalten, müssen die Örtlichkeit verlassen. Zum Glück ist das nicht all zu oft nötig«, sagt er im Gespräch.
Die leitende Kraft hinter der Swingeroase wuchs in Ostberlin auf und war dort bis »kurz nach der Wende« bereits in der Gastwirtschaft selbstständig tätigt. Im Westen entdeckte er die Swingerclubs und gründete seinen eigenen. »In der DDR hatten wir eine ausgebildete Freikörperkultur. Vielleicht war FKK die Antwort darauf, dass wir sonst nicht so viele Freiheiten hatten.«
Nach vier Monaten Bauzeit wurde aus einer 30 Jahre alten Sportsbar ein Club, der zu wenigen seiner Art in Berlin gehört. »Vor und mit Eröffnung meines eigenen Ladens kamen viele Auflagen in Bezug auf Hygiene und Brandschutz auf mich zu. Bis heute nehmen wir die Einhaltung behördlicher Bestimmungen sehr ernst. Unsere Gäste können sich also jederzeit komplett wohlfühlen und entspannen.«
Während unseres sympathischen Gesprächs füllt sich der Laden immer mehr. Nachdem ich einen umfassenden Einblick in das Etablissement erhalten hatte, werde ich zur Tür begleitet.

th