Giersch – Allrounder unter den Wildkräutern
Wird ein Hobby-Gärtner gefragt, was die eierlegende Wollmilchsau unter den Pflanzen alles können müsste, würde er antworten, dass sie Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze in einem sein sollte.Wertvolle Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine muss sie enthalten, schnell nachwachsen, vom Geschmack zu Suppen, Salaten, Kartoffeln, Nudeln und Eierspeisen passen und dabei immer wieder neue Geschmacksrichtungen entfalten. Reste der Pflanze müssten als Mulch auf den Beeten den Boden mit neuen Nährstoffen versorgen.
Nichts leichter als das. Leider rümpfen die meisten Gartenbesitzer die Nase, wenn sie den Namen dieses Alleskönners hören. Giersch! Oh nein, Giersch ist »Unkraut« (das Wort benutze ich nicht mehr, für mich heißt das Wildkraut), wuchert durch die Gärten und wächst bei jedem Ausrottungsversuch nur noch mehr. Dennoch bleibt es wie es ist: Giersch ist ein Allroundtalent.Wer keinen Garten hat, findet ihn überall in der Natur. So stand es bereits 2014 in der Kiez und Kneipe.
Ich erwähne auch immer, dass der Giersch früher Podagrakraut hieß, das ist das alte Wort für Gicht. Ich wusste auch, wo ich es bei meinem Märzspaziergang den Gästen zeigen wollte. Früher wurde im Winter weniger gearbeitet und sich weniger bewegt, weswegen es sinnvoll war, mit Giersch den Körper zu putzen.
Nachdem der Mauerweg zwischen Sonnenallee und Planetenstraße nicht mehr »Pflegegrad« 1 hat, war kein Giersch mehr da. Die Vermutung liegt nahe, dass dort mit »Gift« gespritzt wurde. Die Ämter haben sich auf Nachfrage nicht konkret geäußert.
Der Sanddorn »mickerte« auch vor sich hin. Auf dem ganzen Wegstück wurde nur ein einziges Gänseblümchen entdeckt, und weil der Heidekampgraben, ein Wassergraben im Berliner Urstromtal, auch nicht mehr gepflegt wird und komplett »zugealgt« ist, gab es auch kein Froschkonzert mehr, auf welches ich mich sonst beim ersten Spaziergang im Jahr immer sehr gefreut habe.
Deshalb erkläre ich den Mauerweg zum Klimanotstandsgebiet!
Eva Willig