Kommentar zur Bürgerbeteilung Weigendufer
In zwei Veranstaltungen versuchte das Neuköllner Bezirksamt die Wogen zu glätten, die sich rund um die ökologisch fragwürdigen Rodungen am Weigandufer aufgetürmt haben. Im schönsten Frühlingsgrün Anfang Mai stellten sich am noch ungerodeten Uferweg Vertreter der Verwaltung und der mit der Sanierung beauftragten Firma BSG einer unerwartet großen Anzahl von etwa 30 Bürgern zur Diskussion. Mitte Mai gab es noch einen sogenannten Pflanzenworkshop. In beiden Veranstaltungen sollte die Notwendigkeit der Rodungen vermittelt werden.
Bei den Anwohnern kamen die Argumente nur bedingt gut an. Sie hatten viele Gegenargumente und einen Sack voller Fragen. Die Beobachtung einiger Anwohner, dass der Bestand und die Vielfalt an Vögeln, Wildtieren und Insekten durch die Sanierung bereits sehr gelitten habe, konnte die Bürokraten nicht von ihrer Linie abbringen. Bei der Diskussion am Uferweg stellte sich heraus, dass sie vom Nistverhalten der Sperlinge völlig falsche Vorstellungen hatten.Einige Anwohner brachte das auf die Palme. Am Ende wurde verkündet, doch noch einmal zu prüfen, ob das noch vorhandene Grün erhalten bleiben kann. Die Erfahrenen unter den Anwohnern waren skeptisch. Beim Workshop war dann auch keine Rede mehr davon. Bei Diavorträgen im Guttemplerhaus wurden die alten Argumente wieder aus der Mottenkiste geholt. Um Kritik diesmal gar nicht erst aufkommen zu lassen, wurde versucht, Anwohnerbeiträge zu unterbinden. Das misslang allerdings wegen der Penetranz einiger Anwohner, die die angeblich technische Notwendigkeit der Rodungen in Frage stellten. Eine Antwort gab es nicht. Peinlich war, dass bei der Planung unter anderem nicht an Vogelnistplätze gedacht wurde. Wieder wurde deutlich, dass die Verwaltung ihr Konzept unbeirrt realisiert haben will und ihre eigenen Argumente in einer Dauerschleife wiederholt. Es hat etwas von Altersstarrsinn. Am Ende des Diavortrags kam der Gipfel der Peinlichkeit. Die BSG-Gebietsleiterin trat vor das Publikum: »So, das war jetzt ein bisschen kompliziert, aber jetzt wird es lustig, denn wir gehen jetzt alle nach draußen«. Draußen, am Rande des Wildenbruchparks, durften die Anwohner Aufkleber mit aufgedruckten Pflanzen auf die an den Zaun gehängte Sanierungskarte kleben. Anzahl und Art der Pflanzen konnten nicht beeinflusst werden. Nur wenige machten mit. Am Ende entstand ein Pflanzplan. Dass der dann auch so realisiert wird, wurde nicht bestätigt. Diese Veranstaltung war ohne tiefen Sinn und sicher nicht billig. So wird heute kein Erwachsener, ja nicht mal mehr ein Zehnjähriger angesprochen – unangenehme Antworten bleiben so nicht aus. Positiv ist, dass die ausgewählten Blumen, Gräser und Stauden den Insekten zu Gute kommen und den Vögeln Nahrung bieten sollen. Ob sie aber die berüchtigte Neuköllner Pflege auf Dauer überleben werden?
wu